Am 15. November 1996 startete der erste Instant-Messaging-Dienst der Welt und legte den Grundstein für die heutige Chat-Kultur: ICQ. Das Programm, entwickelt von der israelischen Firma Mirabilis, war ein echter Vorreiter und ermöglichte es Menschen erstmals, sich in Echtzeit über das Internet auszutauschen. „I Seek You“, was in Anlehnung an den englischen Satz „I seek you“ (zu Deutsch: „Ich suche dich“) den Namen ICQ prägte, sollte die Art und Weise der Kommunikation für immer verändern.
Ein Meilenstein der digitalen Kommunikation
Noch lange bevor WhatsApp, Facebook Messenger und Telegram das digitale Kommunikationszeitalter dominierten, war ICQ der beliebteste Dienst für private Chats. Nutzer konnten sich kostenlos registrieren und erhielten eine einzigartige ICQ-Nummer, die zu einer Art Identifikationsmerkmal wurde. Diese Nummern – oft bestehend aus 6 bis 10 Ziffern – sind vielen ehemaligen Nutzern bis heute in Erinnerung geblieben.
Mit ICQ war es möglich, Nachrichten in Echtzeit zu senden, Dateien zu teilen und sogar Sprach- und Videoanrufe zu tätigen – Funktionen, die heute selbstverständlich erscheinen, aber damals eine absolute Revolution darstellten. Besonders beliebt war der markante „Uh-Oh!“-Ton, der jedes Mal erklang, wenn eine neue Nachricht einging. Dieser Sound ist bis heute legendär und weckt bei vielen Menschen nostalgische Erinnerungen.
Die Erfolgsgeschichte: Von Israel in die ganze Welt
ICQ wurde in einer kleinen Wohnung in Tel Aviv von vier israelischen Entwicklern – Yair Goldfinger, Sefi Vigiser, Arik Vardi und Amnon Amir – gegründet. Die Software eroberte in kurzer Zeit die Herzen der Internetnutzer weltweit und konnte bereits 1998, nur zwei Jahre nach dem Launch, über 10 Millionen Nutzer verzeichnen. Dies blieb auch den großen Tech-Konzernen nicht verborgen: AOL (America Online) kaufte Mirabilis und damit ICQ im Juni 1998 für 407 Millionen US-Dollar, was damals als einer der größten Tech-Deals gefeiert wurde.
Die goldene Ära der Chatrooms
Zwischen 1999 und 2003 war ICQ auf dem Höhepunkt seiner Popularität. Die Nutzerzahlen stiegen auf über 100 Millionen an, und das Programm wurde in fast jedem zweiten Haushalt genutzt, der Zugang zum Internet hatte. Besonders beliebt waren die Gruppen- und Chatrooms, die es ermöglichten, sich mit Gleichgesinnten aus aller Welt zu vernetzen. In einer Zeit, in der soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter noch nicht existierten, war ICQ das Tor zur Online-Welt.
Der Niedergang: Neue Konkurrenz verdrängt den Pionier
Mit dem Aufstieg neuer Messenger-Dienste wie MSN Messenger, später Skype, und schließlich der mobilen Revolution durch WhatsApp, geriet ICQ immer mehr ins Hintertreffen. Die Software konnte sich nicht schnell genug an die neuen Gegebenheiten anpassen und verlor zunehmend an Relevanz. Im Jahr 2010 wurde ICQ von der amerikanischen AOL an die Mail.ru Group verkauft, ein russisches Technologieunternehmen, das versuchte, den Dienst neu zu beleben – jedoch mit mäßigem Erfolg.
Ein Stück Internet-Geschichte
ICQ mag nun endgültig geschlossen sein, doch der Dienst bleibt ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte des Internets. Viele der Funktionen, die wir heute als selbstverständlich betrachten – wie Chat-Gruppen, Dateitransfer und Emojis – wurden durch ICQ populär gemacht. Die Software war mehr als nur ein Kommunikationswerkzeug; sie war eine der ersten Plattformen, die ein Gefühl echter Vernetzung vermittelte, unabhängig von Ort und Zeit.
Mit der Einstellung des Dienstes im Juni 2024 endet eine Ära, die über 28 Jahre die Online-Kommunikation geprägt hat. ICQ wird als Pionier des Instant Messaging in Erinnerung bleiben und eine ganze Generation von Internetnutzern, die mit dem ikonischen „Uh-Oh!“-Sound aufgewachsen ist, wird die nostalgischen Erinnerungen daran bewahren.
Hast du noch deine ICQ-Nummer im Kopf? Vielleicht ist es Zeit, einmal wieder „Uh-Oh!“ zu hören und in Erinnerungen zu schwelgen (hk).