Lahnstein – Geschichte: Werner Schmitt übergab kürzlich dem Stadtarchiv Lahnstein Tagebuchaufzeichnungen aus den Jahren des Zweiten Weltkrieges. Der Verfasser muss 1944/45 bei der Bahnmeisterei in Oberlahnstein beschäftigt gewesen sein und seinen Arbeitsplatz am Kihrstor gehabt haben.
Schmitt war über viele Jahre bis 2003 Lehrer an der Schillerschule in Lahnstein. Dort übergab ihm seinerzeit ein Schüler im Geschichtsunterricht chronologische Aufzeichnungen des Großvaters. Leider erinnert sich Herr Schmitt nicht mehr an dessen Namen. Sollte der Schüler diese Zeilen lesen, möge er sich bitte im Stadtarchiv Lahnstein melden, damit dieses den Namen des Verfassers erfährt.
Im Tagebuch notiert der Schreiber chronologisch die Kriegsereignisse in Lahnstein und Umgebung. Er beginnt am 21. Oktober 1944: „Angriff auf Koblenz mit Spreng- und Brandbomben. Unser Haus [in Niederlahnstein] bekommt Risse, Fenster und Türen kaputt.“ Nachfolgend finden sich einige Auszüge aus den Folgemonaten:
06.11.44: Großer Brand in Pfaffendorf, Ehrenbreitstein und Koblenz
11.11.44 Angriff auf Lahnstein, besonders Oberlahnstein. Viele Tote. In Niederlahnstein auf dem Friedhof 13 Trichter von Bomben. Die Toten liegen oben auf. Von Nieder- bis Oberlahnstein 88 Treffer in den Bahngleisen, ohne die vielen Treffer rechts und links in den Häusern. Ich war in der Bahnmeisterei in Oberlahnstein im Turm am Bahnhof (mein Arbeitsplatz).
28.11.44 Hochwasser
02.12.44 Angriff auf Oberlahnstein, Hohenrhein (35 Tote)
11.12.44 Angriff auf Niederlahnstein (Brücken) nicht getroffen, die Bomben fielen ins Wasser
19.12.44 Begräbnis des Schwiegervaters in Rhens. Auf dem Heimweg Luftkämpfen zugeschaut
25.12.44 Erster Feiertagalarm in rauen Mengen, mehr im Keller als unterm Weihnachtsbaum
26.12.44: Zweiter Feiertag 12.30 Uhr Angriff auf Bahnhof Niederlahnstein. Lazarettzug getroffen, Viele Tote. Bevölkerung viele Verluste. Barbarakirche und Haus in der Markstraße zerbombt.
28.12.44: 13.30 Uhr Angriff 42 Minuten auf Nieder- und Oberlahnstein mit Spreng- und Brandbomben. Schwere Explosionen im Güterbahnhof (Munitionszug flog in die Luft).
29.12.44: Wieder Angriff auf unser Gebiet Koblenz bis Lahnstein
30.12.44: Alarm von morgens 10 Uhr bis nachmittags 4 Uhr, abends von 7 bis 9 Uhr im Keller
31.12.44: Tiefflieger versenken ein Schiff im Hafen
01.01.45: Tiefflieger schießen auf Kinder bei einer Schlittenfahrt in Friedrichssegen
03.01.45: Bomben auf Frücht, Becheln und in die Grenbach
28.01.45: Brand- und Sprengbomben vom Bahnhof bis zum Amtsgericht. Es ist ziemlich gut gegangen.
02.02.45: Muss nach St Goarshausen (beruflich) Lebensmittelkarten abholen für die Bahnarbeiter Tiefflieger greifen den Zug an. Ich musste viermal aus dem Zug in die Splittergraben in Deckung gehen.
21.02.45: Tiefflieger werfen das Wohnhaus Allerheiligenberg kaputt.
06.03.45: Panzerspitze der Amerikaner am Rhein, Köln, Düsseldorf bis Remagen
07.03.45: Amerikaner über Mayen bis Koblenz vorgestoßen
08.03.45: Lahnstein zum ersten Mal unter Beschuss
11.03.45: Beschuss geht weiter
13.03.45: Letzter Tag im Dienst auf der Eisenbahn
14.03.45: Der Beschuss wird stärker.
16.03.45: Wir schlafen und leben nur noch im Keller.
20.03.45: Morgens 06.15 Uhr fliegen die drei Lahnbrücken in die Luft. Unsere eigenen Soldaten haben es getan. Jungen von 16 und 17 Jahren bei ihrem Rückzug.
21.03.45: Der „Ami“ ruft durch Lautsprecher die Bevölkerung auf, sich zu ergeben.
25.03.45: Einzug der Amis in Oberlahnstein und am 27.03.45 in Niederlahnstein.
Soweit die Tagebuchaufzeichnungen. Nach anderen Quellen wurden sowohl Ober- als auch Niederlahnstein am 27. März eingenommen.
Wer weitere Quellen zur Verfügung stellen oder einen Zeitzeugenbericht abgeben kann, möge sich bitte beim Stadtarchiv melden (Tel. 02621 914-296, Mail: archiv@lahnstein.de).
Die Ausstellung „Der Luftkrieg auf Lahnstein vor 75 Jahren“ wird am Donnerstag, 12. März, um 19.30 Uhr, in der Hospitalkapelle eröffnet. Die Ausstellung ist täglich bis zum 29. März zu sehen. Führungen können bereits angemeldet werden.
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