Betroffene Anwohner sind aufgefordert mitzumachen.
Boppard am Rhein – Nachdem alles Bitten und Betteln um eine Lärm-Untersuchung entlang von Bahnlinien bei Politikern im Bund und im Land seit einem Jahrzehnt auf taube Ohren gestoßen ist, hat sich das Bürgernetzwerk Pro Rheintal entschlossen, durch direkte Befragung der Anwohner ein gerichtsfestes Bild der Bahnlärmbetroffenheit zu erstellen.
Bisher ließ man sich von Bund und Bahn vorrechnen, wie die Belastung in den einzelnen Orten und Regionen sei. Der Bund wendet hierbei ein aus dem Straßenbereich übernommenes System an, das den Bahnlärm viel geringer erscheinen lässt, als er tatsächlich ist. Gegen dieses Vorgehen wehren sich die Initiativen seit zwei Jahrzehnten.
Laut Pro Rheintal hat sich an den grundsätzlichen Positionen nichts geändert und durch weiter zunehmenden Verkehr sei die Situation insgesamt schlimmer statt besser geworden. „Seitens der Politik ist meines Erachtens auch in Zukunft keine Abhilfe zu erwarten“, sagt Pro-Rheintal-Vorsitzender Frank Gross. „Mit dem Bau der ICE-Trasse Köln – Frankfurt hat man das Rheintal zu einem Frachtkanal degradiert, ohne die Menschen zu fragen oder an ihr Wohl und ihre Zukunft zu denken.“
Man brauche weder Mediziner noch Sachverständiger zu sein, um zu erkennen, dass permanenter Lärm in der Nacht den Schlaf störe und damit die Menschen auf Dauer krank mache. Pro Rheintal habe sich über ein Jahrzehnt darum bemüht, die unzumutbare Belastung der Anlieger durch eine epidemiologische Untersuchung nachzuweisen. Doch weder die Länder noch der Bund waren bereit, sich zu beteiligen, wohl wissend, dass dies auch zu Nachtfahrverboten und umfassenden Lärmschutzmaßnahmen führen würde.
Als Konsequenz daraus hat Pro Rheintal einen Fragebogen zur Ermittlung der direkten Betroffenheit entwickelt. Hier komme es jetzt darauf an, dass auch möglichst viele, wenn nicht alle Anwohner sich beteiligen. Der Fragebogen ermöglicht es jedem, mit ein paar Kreuzen der eigenen Situation und Betroffenheit Ausdruck zu verleihen. Es gehe darum, die Betroffenheit möglichst gerichtsfest, d. h. lebensnah und konkret dar¬stellen zu können. Deshalb sei dieser Weg besser als jede Statistik oder abstrakte Studie.
Für eine realistische Lärmbeurteilung geht es um die Frage nach den Maximalpegeln und deren Häufigkeit. Außerdem spielt die Art der Geräusche und Begleiterscheinungen wie Erschütterungen eine Rolle. Auch die Dauer solcher Schallereignisse, die Plötzlichkeit, mit der sie auftreten (Geschwindigkeit), und der Zeitpunkt, wann sie stattfinden (nachts/tagsüber), ist erheblich. Es geht fernerhin um die Situation vor Ort und wie laut es ohne diese Schallereignisse ist, damit sich aus dem Unterschied der Stör- und Schreckpegel ableiten lässt.
Ebenso ist die Lage der Objekte von Relevanz, ob oberhalb oder unterhalb der Bahn¬strecke, ob Reflexionen von anderen Häusern oder vom Hang zu erwarten sind. Auch die Frage nach Störstellen wie Weichen, Halte- und Überholgleisen und vor allem Kurvenverläufen sei äußerst wichtig, denn Bahnfahrzeuge seien in Kurven doppelt laut. Das Rheintal sei in allen diesen Fragen ein „Circus Maximus“ und Europas lautester Verkehrs¬weg überhaupt!
Hinzu kommt, mit jeder zusätzlichen Lärmquelle steigt das Gesund¬heitsrisiko noch einmal exponentiell an. Daher sei es kaum zu verstehen, dass der Lärm der jeweils anderen Rheinseite und auch die Gleichzeitig¬keit von bis zu vier fahrenden Zügen an einem Ort überhaupt nicht in den Berechnungen von Bund und Bahn vorkomme. Im realen Leben seien die Häuser, die höher am Hang liegen, meist vom Lärm der gegenüber¬liegenden Rheinseite stärker betroffen als von dem der eigenen Seite. Insgesamt seien die Züge auf beiden Seiten überall zu hören und damit eine fast ständige und 24 Stunden anhaltende Belastung.
Auch die Nichtberücksichtigung der Bundes- und Landesstraßen bei der Immissionsberechnung sei vom Gesundheitsstandpunkt aus ein unver¬zeihlicher Fehler, der zu verfälschten Ergebnissen statt wirkungsgerech¬ten Lärmschutzmaßnahmen führe. Bund und Länder seien sich wohl bewusst, dass es ein Grundgesetz gibt, das bei einer Gesamtlärmberücksichtigung wirksam werde, weil die Schutzschwelle zur körperlichen Unversehrtheit längst überschritten sei – nicht zuletzt diesen Punkt wolle man mit der Fragebogenaktion jetzt endlich deutlich machen.
Frank Gross dazu: „Es ist für jede Stadt und Rheingemeinde wichtig, dass sich möglichst viele Bürgerinnen und Bürger beteiligen, um nicht irgend¬welchen Lärmschutz zu bekommen, sondern solche Lärmschutzmaßnahmen, die auch tatsächlich wirksam sind.“
Pro Rheintal bittet daher alle Anwohnerinnen und Anwohner, den Frage¬bogen, den man auf der Webseite herunterladen kann, auszufüllen und an Pro Rheintal e. V., Simmerner Straße 12, 56154 Boppard, Fax: 06742-8010691 zu senden oder gleich im Internet online zu beantworten unter: https://www.pro-rheintal.de/aktuelles_wie_laut.html
Wer keinen Internetanschluss hat, kann die gedruckte Version des Frage¬bogens bei Pro Rheintal telefonisch anfordern.
Weitere Informationen unter:
Pro Rheintal e. V. Bürgernetzwerk
Frank Gross, 1. Vorsitzender
Simmerner Straße 12
56154 Boppard
Tel. 06742 801069-0
Fax 06742 801069-1
E-Mail: info@pro-rheintal.de
www.pro-rheintal.de
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Pro Rheintal e. V. Bürgernetzwerk