Die Chinese Super League wirbelt die Fußballwelt kräftig durcheinander. Irre Transfersummen und aberwitzige Gehälter sorgen für ein Beben auf dem Transfermarkt. Zahlreiche Stars sind schon gewechselt und täglich werden neue Namen und Gerüchte genannt. Die begehrten Fußballprofis werden vor eine moralische Wahl gestellt. Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt im Reich der Mitte.
Das verrückte Reich der Mitte
Dass Fußballprofis mit viel Geld nach China gelockt werden, lässt sich in den Fußball News* (*ANZEIGE/WERBUNG)immer häufiger verfolgen. Die Ablösesummen und Gehälter sprengen aber mittlerweile jegliche Dimension.
Ein Gehalt von irrealen 1,4 Millionen Euro wird zum Beispiel bei dem anvisierten Transfer von Wayne Rooney von Manchester United ins Reich der Mitte kolportiert – pro Woche versteht sich. Daraus ergäbe sich ein unglaubliches Jahresgehalt von 72,8 Millionen Euro.
Auch in Deutschland ziehen die ersten Profis von dannen und folgen dem verlockenden Ruf des großen Geldes. Auf den Weg in die Chinese Super League machten sich kürzlich die Bundesligaprofis Robbie Kruse von Bayer 04 Leverkusen und Adrian Ramos von Borussia Dortmund. Sie wechselten in die chinesische Liga, wobei letzterer noch einen halbjährigen Umweg über den FC Granada aus Spanien auf sich nimmt. Auch das ist Teil des Transfers, die im Allgemeinen recht skurrile Klauseln enthalten.
So werden Ablösesummen in die Gerüchteküche geworfen, die scheinbar jeglichen Rahmen sprengen. 150 Millionen Euro für Pierre-Emerick Aubameyang von Borussia Dortmund oder bis zu 500 Millionen Euro Ablöse für Superstar Christiano Ronaldo von Real Madrid, die Gehälter und Ablösesummen scheinen keine Grenzen zu kennen. Bisher konnten die absoluten Superstars den monetären Verlockungen noch widerstehen, doch es stellt sich die Frage, wie lange dieser Transferwahnsinn noch anhalten soll.
Gehaltsobergrenze gegen den Wahnsinn
Die Chinesen verbindet eine ganz spezielle Beziehung mit dem Fußball. Man könnte es als eine Art Hassliebe bezeichnen. Zum einen ist die Wut und die Enttäuschung über die eigene Nationalmannschaft, die sich erst ein einziges Mal für eine Weltmeisterschaft qualifizieren konnte und dort kläglich ohne eigenen Torerfolg in der Vorrunde scheiterte, extrem groß.
Zum anderen sind die Chinesen verrückt nach der Magie des Fußballs. Allein rund 100 Millionen Chinesen verfolgten den deutschen WM-Sieg vor zweieinhalb Jahren gegen Argentinien, obwohl das Spiel nach chinesischer Zeit mitten in der Nacht angepfiffen wurde. Die europäischen Topvereine besitzen ebenfalls hunderte von Fanklubs im Reich der Mitte.
Mit den immensen Investitionen sollen nun die Fußballstars ins eigene Land geholt werden. Doch der Transferwahnsinn mit den aberwitzigen Summen ist auch dem chinesischen Fußball-Verband zu verrückt geworden. Eine Gehaltsobergrenze für Fußballprofis soll die irreale Entwicklung stoppen. Bei einer Überschreitung der Grenzen sollen empfindliche Strafen auf die Vereine zukommen.
Zusätzliche Regelungen wie maximal drei Ausländer pro Mannschaft und ein festgelegter Jugendförderungssatz sollen die heimische Spieler stärken und fördern. Doch trotz drohender Strafen dürften die meisten Vereine und Spieler davon wenig beeindruckt sein, da die Transfererlöse für die verkaufenden Klubs und die Gehälter der Spieler immer noch deutlich über dem beispielsweise europäischen Niveau liegen dürften. Aber es gibt auch Nachteile.
Nicht alles Gold was glänzt
Immer häufiger werden jedoch auch kritische Stimmen von den in China spielenden Profis aus dem Westen laut. So löste der Ex-Hoffenheimer und Ex-Hertha Profi Sejad Salihovic seinen gut dotierten Vertrag in der Chinese Super League im vergangenen November auf und versucht nun sein Glück erneut in Europa. Bei einem Blick zurück auf seine knapp zweijährige Zeit bei Beijing Renhe in China sprechen seine Erlebnisse und Erfahrungen für sich.
„Die Chinesen erwarten halt was von dir, du kommst immerhin als Superstar dahin. Du musst einfach Leistung bringen, jedes Spiel. Und das ist für den Kopf nicht einfach, auch wenn man sehr viel Geld dafür bekommt. Ich glaube auch nicht, dass all die gewechselten Spieler es lange in China aushalten“, sagte Salihovic in einem Interview mit dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“.
Der angestrebte Weg zur Fußballmacht könne, laut dem Bosnier, nicht nur mit teuer eingekauften Superstars bestritten werden. „Die stellen sich das alles zu leicht vor, auch mit dem ganzen Geld. Das geht nicht von jetzt auf gleich. Ich glaube, auch in den nächsten zehn bis 15 Jahren werden sie nicht an das deutsche Niveau herankommen.“
Zudem werden immer wieder Profis, die im Reich der Mitte ihr Fußballglück probieren, zitiert, mit den Worten, dass:
- sich die Strukturen im Verband sowie in den Vereinen auf Amateurniveau befinden
- die Professionalität auf einem deutlich niedrigeren Level als in Europa ist
- die Kultur und Sitten sehr gewöhnungsbedürftig sind
Trotz dessen konnten die chinesischen Investoren schon zahlreiche Transferüberraschungen und -sensationen vermelden.
Die bisherigen spektakulären Transfers
Die Verlockungen der Chinese Super League liegen augenscheinlich nicht in den sportlichen Anreizen. Das Niveau ist zu schwach, die Konkurrenz zu schlecht und die Wettbewerbe nicht relevant genug. Doch der monetäre Faktor hat bereits einige Superstars dazu veranlasst, die sportliche Karriere hinten anzustellen und den Fußballwahnsinn im Reich der Mitte anzunehmen und für den Rest des Lebens vorzusorgen. Diese Transfers wurden bereits abgeschlossen:
Name | Alter | Nationalität | Vorheriger Verein | Neuer Verein | Ablösesumme |
Axel Witsel | 28 | Belgien | Zenit St. Petersburg | Tianjin Quanjian | 20 Mio. Euro |
Carlos Tévez | 32 | Argentinien | Club Atlético Boca Juniors | Shanghai Greenland Shenhua | 10,5 Mio. Euro |
Oscar | 25 | Brasilien | FC Chelsea | Shanghai SIPG | 71 Mio. Euro |
Renato Augusto | 28 | Brasilien | Corinthians Sao Paulo | Beijing Sinobo Guoan | 8 Mio. Euro |
Anthony Ujah | 26 | Nigeria | Werder Bremen | Liaoning FC | 11,5 Mio. Euro |
Paulinho | 28 | Brasilien | Tottenham Hotspurs | Guangzhou Evergrande | 14 Mio. Euro |
Graziano Pelle | 31 | Italien | FC Southampton | SD Luneng | 15 Mio. Euro |
Gervinho | 29 | Elfenbeinküste | AS Rom | Hebei China Fortune | 18 Mio. Euro |
Ramires | 29 | Brasilien | FC Chelsea | Jiangsu Suning | 28 Mio. Euro |
Jackson Martínez | 30 | Kolumbien | Atlético Madrid | Guanzhou Evergrande | 42 Mio. Euro |
Alex Teixeira | 27 | Brasilien | Shakhtar Donetsk | Jiangsu Suning | 50 Mio. Euro |
Hulk | 30 | Brasilien | Zenit St. Petersburg | Shanghai SIPG | 55,8 Mio. Euro |
Tabelle: Die Transfersummen in China bleiben astronomisch hoch – selbst für altgediente oder unbekannte Spieler.