Ein Kommentar von Olaf Dorow
Deutsche Presseschau – Bremen – Sie hatten sich eine Menge vorgenommen. Sie wollten mal eine Saison ohne Abstiegsnot spielen. Das hört sich nach einem sehr bescheidenen Ziel an für eine Mannschaft, die immer noch zu den erfolgreichsten Mannschaften der Bundesliga-Geschichte zählt. Nach einem erreichbaren Ziel. Einem Minimal-Ziel.
Werder aber verfehlt es. Die Abstiegsnot begleitet das Team erneut, womöglich erneut bis zum letzten Spieltag. Die jüngste Niederlage in Augsburg, bei der quasi Werder den Gegner zum Sieger gemacht hat und nicht der Gegner Werder zum Verlierer, hat eine dramatisch schlechte Tabellensituation zur Folge. 16 Punkte nach 19 Spielen sind beängstigend. 41 Gegentore erst recht.
Seit Jahren schon schaffen die Bremer nur selten das, was sie sich vornehmen. Sie hatten mit einem Champions-League-Kader die Champions League um Längen verpasst. Und seit sie nach Jahren der Konsolidierung allmählich einen Kader bekommen haben, der locker ausreicht für einen gesicherten Mittelfeldplatz, schaffen sie es nur noch in Ausnahmefällen ins gesicherte Mittelfeld.
Eine Aufbruchstimmung hatte Bremen vor knapp vier Jahren ergriffen, als die lange Schaaf-Allofs-Ära mit drei schwachen Schaaf-Allofs-Saisons zu Ende gegangen war. Das neue Fußball-Bremen wurde aber kein gutes Fußball-Bremen. Nicht mit Sportchef Thomas Eichin, nicht mit den Trainern Robin Dutt und Viktor Skripnik. Und auch das Projekt mit Sportchef Frank Baumann und Trainer Alexander Nouri steht vor den Toren zur zweiten Liga. Trotz teilweise erstklassiger Transfers, trotz sichtbarer spielerischer Fortschritte.
Bremen muss höllisch aufpassen, nicht zu einem unattraktiven Fußball-Standort zu verkommen. Zu einem Standort, an dem hin und wieder ganz guter Fußball, aber fast nie mehr erfolgreicher Fußball gespielt wird. Wie hoch ist da auf Dauer die Anziehungskraft für solch Supertalente wie Serge Gnabry. Werder braucht solche Leute. Aus dem eigenen Nachwuchs sind sie nicht erwachsen in den letzten Jahren. Eine Entwicklung aus sich selbst heraus blieb ein wohlklingendes Strategiepapier.
Man sagt ja, dass im Fußball alles so schnell geht. Die Hoffnung auf baldige Besserung bleibt weiterhin, natürlich. Aber es bedeutet dann auch, dass es nach unten gehen kann. Sehr schnell. Sehr weit.
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