Die Commerzbank hat angekündigt, bis Ende 2027 insgesamt 3.900 Vollzeitstellen abzubauen, davon 3.300 in Deutschland. Dieser Schritt ist Teil einer umfassenden Strategie, die Effizienz zu steigern und die Eigenständigkeit des Instituts zu sichern, insbesondere angesichts des anhaltenden Übernahmeinteresses der italienischen Großbank UniCredit.
Künstliche Intelligenz als Schlüssel zur Zukunft
Die Bank setzt verstärkt auf digitale Technologien und Künstliche Intelligenz (KI), um ihre Prozesse effizienter zu gestalten. Dadurch sollen wiederkehrende Aufgaben automatisiert und der Kundenservice weiter optimiert werden. Laut Bettina Orlopp, seit Oktober 2024 Vorstandsvorsitzende der Commerzbank, sei dieser Schritt notwendig, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben: „Wir wollen in den kommenden Jahren stark wachsen, gleichzeitig müssen wir aber noch effizienter werden.“
Sozialverträglicher Stellenabbau geplant
Der Stellenabbau betrifft vor allem Zentral- und Stabsfunktionen sowie operative Bereiche in Deutschland. Die Commerzbank setzt dabei auf sozialverträgliche Maßnahmen wie natürliche Fluktuation und vorgezogene Altersteilzeit-Programme. Laut Bankvorstand soll niemand gegen seinen Willen entlassen werden.
Gewerkschaften fordern Schutz für Mitarbeiter
Die Gewerkschaft Verdi unterstützt grundsätzlich die Neuausrichtung der Commerzbank, fordert jedoch ein umfassendes Schutzpaket für die Beschäftigten. Kevin Voß, Gewerkschaftssekretär und Mitglied des Commerzbank-Aufsichtsrats, betont: „Für uns ist der wichtigste Grundsatz: Niemand wird gegen den eigenen Willen den Arbeitsplatz in der Bank verlieren.“ Gespräche über Abfindungen und Umschulungsmaßnahmen laufen bereits.
Finanzielle Ziele und Kapitalrückgabe
Trotz der Restrukturierungskosten von rund 700 Millionen Euro im Jahr 2025 plant die Commerzbank, ihre Gewinne in den kommenden Jahren deutlich zu steigern. Bis 2028 soll der Überschuss auf 4,2 Milliarden Euro anwachsen. Zudem sind hohe Gewinnausschüttungen an die Aktionäre vorgesehen, mit einer angestrebten Ausschüttungsquote von 100 Prozent in den Jahren 2026 bis 2028.
Übernahme durch UniCredit – ein offenes Szenario?
Die Maßnahmen der Commerzbank erfolgen vor dem Hintergrund des Übernahmeinteresses der italienischen Bank UniCredit, die inzwischen gut 28 Prozent der Commerzbank-Anteile kontrolliert. Die Commerzbank strebt jedoch die Bewahrung ihrer Eigenständigkeit an und setzt auf eine Kombination aus Wachstum und Effizienzsteigerung.
Ausblick: Eine Bank ohne Filialen und Mitarbeiter?
Mit der Umsetzung dieser Strategie positioniert sich die Commerzbank für die Zukunft. Die zunehmende Digitalisierung wird langfristig die Zahl der Mitarbeiter weiter reduzieren und klassische Bankfilialen obsolet machen. Bleibt die Frage: Ist dies der Preis für den Erhalt der Eigenständigkeit oder das erste Anzeichen eines tiefgreifenden Wandels in der Finanzbranche? (hk)