Berlin / Hessen – Die Anzahl der Singlehaushalte hat in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten zugenommen. Demografische Engpässe auf dem Partnermarkt sind ein Hauptgrund dafür, dass immer mehr Menschen alleine leben.
Zahlen des Statistischen Bundesamts (Mikrozensus Haushalte und Familien 2013) zufolge ist die Anzahl der Einpersonenhaushalte zwischen 1991 bis 2013 von 11,86 auf 16,18 Millionen gestiegen. Eine Auswertung der repräsentativen Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) im DIW Berlin hat nun ergeben, dass vor allem die schwindende Partnerauswahl für einige Geburtsjahrgänge eine Ursache für die zunehmende Partnerlosigkeit ist.
Die Nachwuchsflaute in Deutschland hat demnach auch Einfluss darauf, wie sich die Beziehungen und Haushalte der Bundesbürger weiter entwickeln. Der Trend zum Single-Leben könnte schon mangels Kandidaten anhalten. Nach bisherigen Berechnungen werden im Jahr 2030 etwa 23 Prozent der Einwohner ihren Haushalt allein führen.
„Die vielen Männer aus den geburtenstarken Jahrgängen „konkurrieren“ um die wenigen Frauen aus den zahlenmäßig kleineren Jahrgängen“, heißt es in der Pressemitteilung des DIW Berlin. Bedingt sei dieser demografische Engpass durch die konventionelle Altersorientierung von Männern und Frauen bei der Partnerwahl, die bei zwei bis vier Jahren ab- bzw. aufwärts liegt. Weitere Ursachen sind zudem eine Wandlung beim Ideal des Zusammenlebens. Selbst Paare ziehen es heute immer häufiger vor, trotz Beziehung in getrennten Wohnungen zu leben.
Tendenz zum Solo-Wohnen in Großstädten
Das Single-Dasein ist vor allem ein Großstadtphänomen. Als Hochburg der Alleinlebenden gilt Berlin. 2013 zählte die Hauptstadt 1,048 Millionen Einpersonenhaushalte. Hamburg wies mit 494.000 weniger als halb so viele Einpersonenhaushalte auf. Bremen verzeichnete unter den Stadtstaaten mit 170.000 Einpersonenhaushalten den geringsten Anteil an Alleinlebenden. Auch in Frankfurt sind Einpersonenhaushalte mittlerweile die am häufigsten auftretende Wohnform. 36 Prozent der Menschen in Frankfurt wohnen laut Mikrozensus 2011 in einem Single-Haushalt. Das entspricht einem guten Drittel der Haushalte (2,75 Millionen).
Damit ist die Main-Metropole eine der Städte mit dem größten Potenzial für eine erfolgreiche Partnersuche und wartet auch abseits des Mainufers mit zahlreichen attraktiven Hotspots für Singles auf*. (*WERBUNG/ANZEIGE) Hessen ist allerdings nicht das Bundesland mit den meisten Einpersonenhaushalten: Der Spitzenreiter diesbezüglich ist Nordrhein-Westfalen. Von den Top-5 Single-Bundesländern ist Hessen das Schlusslicht:
- Nordrhein-Westfalen: 3,334 Millionen
- Bayern: 2,459 Millionen
- Baden-Württemberg: 1,929 Millionen
- Niedersachsen: 1,549 Millionen
- Hessen: 1,149 Millionen
Single-Haushalte: weiblich und älter als 50 Jahre
Wie viele Menschen in den Einpersonenhaushalten tatsächlich ohne Partner sind, wurde vom Mikrozensus nicht erfasst. Nicht in jedem Single-Haushalt wohnen „echte“ Junggesellen und Junggesellinnen. Die Wahrscheinlichkeit, dass in den Einpersonenhaushalten mehrheitlich Frauen anzutreffen sind, ist jedoch hoch. Nach der aktuellen Verbrauchs- und Medienanalyse VuMA 2015 sind 54,8 Prozent der Singles in Deutschland im Jahr 2014 weiblich. Der Anteil der alleinlebenden Frauen nimmt merklich in der Generation 50 Plus zu. Unter den Singles bis 49 Jahre ist die Verteilung noch umgekehrt: 61,7 Prozent der Singles sind Männer und 38,3 Prozent Frauen. Weibliche Singles scheinen somit besonders gefährdet zu sein, im höheren Alter allein stehend zu bleiben, sobald sie einmal partnerlos geworden sind.
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Text: Das Tageblatt