Köln (NRW) – Als ihr klar wurde, dass sie das Verfahren zur Privatinsolvenz erfolgreich hinter sich gebracht hatte, kamen Sandra Völker die Freudentränen – doch noch immer hat die ehemalige Weltklasseschwimmerin noch nicht vollständig realisiert, dass sie jetzt offiziell schuldenfrei ist: „Es ist immer noch so, dass ich mich daran erinnern muss, dass es vorbei ist. Ich glaube, ich brauche da auch noch eine gewisse Zeit. Es hat mich ja schon sehr lang begleitet, und dann gewöhnt man sich an diesen Zustand ja auch ein bisschen“, sagte die 44-Jährige am Mittwoch live bei stern TV, knapp eine Woche nach Abschluss ihres Insolvenzverfahrens am Amtsgericht Lübeck.
Doch der Weg zur Schuldenfreiheit war für die Olympiazweite von 1996 nicht leicht: Nach ihren herausragenden Erfolgen als Sportlerin war Völker in die Schuldenfalle gerutscht. Investitionen in windige Fonds, eine Wohnung an der Alster – ohne sich immer wieder Geld zu leihen, konnte Völker ihre hohen Fixkosten nicht mehr decken, rutschte in Hartz IV. 113.000 Euro Schulden hatte die Schwimmerin, als sie im November 2013 Privatinsolvenz anmeldete. Die Symbole ihres Erfolges musste sie versteigern, darunter auch ihre Silbermedaille von den Olympischen Spielen in Atlanta. Doch die Verluste der Medaillen trafen sie weniger schwer als die Menschen aus ihrem näheren Umfeld: „Bei der Auktion war das für mich schon abgeschlossen. Als ich wusste, dass ich in die Insolvenz gehe, bin ich schon davon ausgegangen, dass ich mich von allen Sachen trennen muss, also auch von den Medaillen.“
Rund 67.500 Euro hat die Versteigerung laut Völkers Insolvenzverwalterin Verena Vogt eingebracht. Doch die Medaillen sind nicht für immer verloren – der Käufer der Olympiamedaille habe Sandra Völker ein Rückkaufsangebot gemacht: „Er hat auch noch zwei oder drei andere Medaillen ersteigert, und ich kann alle im Paket und zu dem gleichen Preis wieder zurückkaufen, zu dem er sie erworben hat. Und dieses Angebot gilt für immer.“
Schon vor der Insolvenz habe Sandra Völker Anfragen vom „Playboy“ oder dem RTL-Dschungelcamp erhalten – doch diese Möglichkeiten, an Geld zu kommen, seien für die 44-Jährige nie in Frage gekommen. Stattdessen will sie mit ihren Erfahrungen jetzt Menschen helfen, die ähnliche Probleme haben, wie die Weltmeisterin sie hatte: „Wenn man in so einer Krise ist, dann weiß man nicht mehr, wo oben und unten ist. Mittlerweile bin ich so weit, dass ich das wirklich gern weitergeben möchte. Viele sprechen mich an und haben Fragen zur Privatinsolvenz, und deswegen habe ich beschlossen, dass ich Vorträge dazu anbiete, um Leute auf diesem Weg unterstützen zu können. Und das finde ich sehr heilsam, wenn das am Ende dabei herauskommt.“
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