Hachikō ist tot: Die Tränen von Shibuya – Die traurigste und schönste Geschichte der Welt – 08. März 1935 RIP mein Freund

Mittelrhein-Tageblatt-Deutsches-Tageblatt-Hachikō-ist-tot-08.März-1935-Die-Tränen-von-Shibuya
Bild Hachiko: Gemeinfrei (https://commons.wikimedia.org/wiki/Template:PD-Japan-oldphoto/de)
Datei:Faithful Dog Hachiko Photo.png
Erstellt: 31. Dezember 1933

Hachikō ist tot: Die Tränen von ShibuyaDie traurigste und schönste Geschichte der WeltRIP, mein Freund (08. März 1935)

Tokio, 8. März 1935. Es ist ein kalter, regnerischer Morgen. Der Himmel über Shibuya ist in ein tiefes Grau gehüllt, als hätte er selbst die Tränen nicht mehr zurückhalten können. Menschen gehen mit gesenkten Köpfen durch die Straßen, die Hektik des Alltags scheint für einen Moment stillzustehen. Denn an diesem Tag verliert die Welt nicht einfach nur einen Hund – sie verliert ein Symbol der bedingungslosen Liebe.

Am Rande des Bahnhofs Shibuya, wo täglich tausende Menschen vorbeieilen, liegt reglos ein alter, abgemagerter Hund. Sein Fell ist zerzaust, die einst kräftigen Beine sind schwach, und seine Augen, die so lange voller Hoffnung geleuchtet haben, sind nun geschlossen. Ein Passant hält inne, dann ein weiterer. Plötzlich versammelt sich eine Menge um den Hund. Es dauert nicht lange, bis die Nachricht die Runde macht:

Hachikō ist tot

Ein kollektives Schluchzen geht durch die Straßen. Männer senken ihre Hüte, Frauen wischen sich Tränen aus den Augen. Denn jeder hier kennt ihn. Jeder hier hat ihn gesehen. Jeder hier hat sein Herz an ihn verloren.

Virtueller Tierfriedhof kostenlos Memory Garden

Doch Hachikō’s Geschichte begann lange zuvor…

Ein Versprechen für die Ewigkeit

1924, ein kleiner Akita-Welpe, kaum größer als ein Schuhkarton, kommt in das Haus von Professor Hidesaburō Ueno. Seine braunen Knopfaugen blicken unsicher umher, seine tapsigen Pfoten rutschen auf dem glatten Holzfußboden aus. Doch als er in die Arme des Mannes gehoben wird, der ihn für den Rest seines Lebens lieben wird, weiß er, dass er angekommen ist.

„Du sollst Hachikō heißen“, sagt Professor Ueno sanft und streicht ihm über das flauschige Fell.

Von diesem Moment an gibt es für Hachikō keinen wichtigeren Menschen auf dieser Welt. Er folgt ihm überall hin – in den Garten, in das kleine Arbeitszimmer, wo der Professor bis spät in die Nacht liest, und jeden Morgen zum Bahnhof. Dort, an der Shibuya-Station, beginnt ihr tägliches Ritual:

Professor Ueno steigt in den Zugund Hachikō wartet auf seine Rückkehr.

Jeden Tag, zur exakt gleichen Zeit, sitzt er vor dem Bahnhof, der Schwanz zuckt aufgeregt, die Ohren sind gespitzt. Er beobachtet die Menschen, die aus dem Zug strömen, doch er sucht nur ein Gesicht. Und sobald er es erkennt, hebt er die Pfoten, bellt vor Freude und springt seinem Herrchen entgegen.

Es ist die Art von Liebe, die keine Worte braucht.

Hundeerziehung in der Hundesprache mit dem Vier-Pfoten-Ratgeber

Der Tag, der alles veränderte

Am 21. Mai 1925 bricht der Morgen an wie jeder andere. Hachikō begleitet den Professor zur Shibuya-Station, legt die Schnauze kurz an seine Hand, spürt das vertraute Streicheln über seinen Kopf. Ein Abschied, so wie immer.

Nur dass es das letzte Mal sein wird.

An diesem Tag kehrt Professor Ueno nicht zurück. Eine plötzliche Hirnblutung reißt ihn mitten am Tag aus dem Leben. Seine Kollegen sind erschüttert, seine Studenten verfallen in Trauer. Doch keiner ahnt, dass jemand anderes am schlimmsten leidet – jemand, der keine Worte kennt, nur die unerschütterliche Gewissheit, dass sein Herrchen doch bald wiederkommen muss.

Und so beginnt das Warten.

Hachikō sitzt am Bahnhof – erst Stunden, dann einen ganzen Tag. Die Menschen, die ihn kennen, schauen ihn mitleidig an, streicheln ihn, bringen ihm etwas Futter. Doch nichts kann ihn ablenken.

Am nächsten Morgen kehrt er zurück.

Und am übernächsten auch.

Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat.

Er versteht nicht, dass Professor Ueno nie wiederkommen wird. Er will es nicht verstehen.

Die Welt dreht sich weiter. Menschen verlieben sich, heiraten, bekommen Kinder. Neue Züge werden gebaut, neue Gebäude entstehen. Aber inmitten dieses stetigen Wandels gibt es eine einzige Konstante:

Hachikō wartet.

Online Paradies Reisen - Traumreisen und Meer

Neun Jahre der Treue

Die Menschen beginnen, ihn „den treuen Hund von Shibuya“ zu nennen. Zeitungen berichten über ihn, und sein Bild geht durch ganz Japan. Fremde reisen an, nur um ihn zu sehen. Manch einer fragt sich, warum er nicht aufgibt, warum er sich nicht einfach einem neuen Zuhause anschließt.

Doch wer jemals wirklich geliebt hat, weiß die Antwort.

Er gehört zu Professor Ueno. Und solange sein Herz schlägt, wird er auf ihn warten.

Sein Körper wird schwächer, sein Gang schwerfälliger. Die Winter sind hart, die Sommer unerbittlich. Doch Hachikō bleibt. Die Menschen kümmern sich um ihn, bringen ihm Reis, streicheln ihn, doch nichts ersetzt das, was er verloren hat.

Und dann kommt der 8. März 1935.

Ein eiskalter Morgen, an dem ein alter, müder Hund zum letzten Mal an seinem Platz liegt. Sein Atem geht langsam, seine Glieder sind schwer. Und als die Sonne über Shibuya aufgeht, spürt er etwas – ein Gefühl, das er so lange vermisst hat.

Die warme, liebevolle Hand auf seinem Kopf.

Die Stimme, die er glaubte, nie wieder zu hören.

Er hebt seinen Kopf, ein letztes Mal, seine Augen leuchten auf, als hätte er ihn endlich gefunden.

Dann schließt er sie für immer.

Virtueller Tierfriedhof kostenlos Memory Garden

Ein Erbe, das niemals vergeht

An diesem Tag weinen nicht nur die Menschen von Shibuya. Ganz Japan trauert. Zeitungen bringen Nachrufe, Radiosender berichten über seinen Tod. Die Bronzestatue, die ihm ein Jahr zuvor gewidmet wurde, wird zum Pilgerort für alle, die an bedingungslose Liebe glauben.

Hachikōs Körper wird präpariert und für die Ewigkeit bewahrt. Doch sein Herz, sein Geist, seine Geschichte – sie leben weiter.

Heute, Jahrzehnte später, steht seine Statue noch immer an der Shibuya-Station. Menschen legen Blumen nieder, Touristen machen Fotos, Liebende versprechen sich unter ihr ewige Treue.

Denn Hachikō hat uns allen etwas gezeigt, das über die Zeit hinausgeht:

Wahre Liebe vergeht nicht. Wahre Treue stirbt nicht.

Und wenn du das nächste Mal an einem Bahnhof stehst und in die Menge blickst, dann denk an ihn.

Denk an den Hund, der neun Jahre lang wartete.

Denk an Hachikō.

RIP, mein Freund. (hk)

***
Bild Hachiko: Gemeinfrei
Text: Holger Korsten, Mittelrhein Tageblatt

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert