Halloween und das Geheimnis der Nebelfelsen Teil 2 – Das Erwachen der Nebelfelsen.
Halloween und das Geheimnis der Nebelfelsen Teil 1 lesen Sie hier.
Teil 2 – Das Erwachen der Nebelfelsen: Anna und Ben konnten kaum begreifen, was sie sahen: Vor ihnen schwebte eine gespenstische Gestalt in schimmerndem Licht. Es war schwer zu sagen, ob es ein Mann oder eine Frau war, doch die Augen leuchteten in einem durchdringenden, grünlichen Glanz. Die Gestalt sprach mit einer Stimme, die aus der Tiefe der Felsen zu kommen schien, und lächelte ihnen entgegen.
„Ihr seid die Ersten seit Jahrhunderten, die die Nebelfelsen betreten haben“, flüsterte sie und klang dabei sowohl freundlich als auch bedrohlich.
Anna und Ben standen wie erstarrt. Das seltsame Licht und die unheimliche Stille raubten ihnen die Sprache. Doch schließlich fand Ben seine Stimme wieder und flüsterte zitternd: „Wer… wer bist du?“
Die Gestalt lächelte traurig. „Ich bin nur eine von vielen, die hier festgehalten werden“, sagte sie. „Jedes Jahr zu Halloween werden die Felsen lebendig, und die Seelen derer, die hier einst starben, erwachen. Doch ich… ich bin nicht allein.“
Mit einem Mal schälten sich mehrere weitere Gestalten aus dem Nebel, jede mit einem blassen, geisterhaften Gesicht und Augen, die von Schmerz und Zorn erfüllt waren. Anna und Ben wichen instinktiv zurück, doch die Felsen hinter ihnen waren wie eine Mauer. Sie hatten keinen Ausweg.
„Warum seid ihr hier?“ fragte die erste Gestalt, und in ihrer Stimme schwang plötzlich ein scharfer, eindringlicher Ton mit.
Anna stotterte: „Wir wollten… nur das Geheimnis der Felsen herausfinden. Wir wussten nicht, dass hier… Geister sind.“
Die Geister schienen zu lachen, ein schauriges, hallendes Geräusch, das im Nebel widerhallte. „Das Geheimnis“, murmelte eine andere Gestalt, „liegt nicht in den Felsen, sondern in der Angst, die sie bewachen. Wer hierherkommt, muss sich seinen eigenen Albträumen stellen.“
Plötzlich wurden Anna und Ben von einer unsichtbaren Macht ergriffen. Der Nebel um sie herum verdichtete sich, und ihre Umgebung verwandelte sich. Anna fand sich in einem dunklen, finsteren Raum wieder, eingesperrt und umgeben von Wänden, die immer näher rückten. Sie spürte kalten Schweiß auf ihrer Stirn, als die Wände sie beinahe zerdrückten.
Ben hingegen stand auf einem hohen Abgrund, unter ihm klaffte ein bodenloser Abgrund, und er hörte das Grollen von etwas Großem und Unerbittlichem, das aus der Tiefe auf ihn zukam. Er wusste, dass er keinen Halt hatte und drohte, jeden Moment abzustürzen.
„Ihr habt uns nicht nur geweckt“, flüsterte die erste Gestalt aus der Dunkelheit. „Ihr habt uns von der Grenze zwischen Leben und Tod gelöst. Nun ist es an der Zeit, euch für eure Neugier zu bestrafen.“
Mit aller Kraft kämpften Anna und Ben gegen die Visionen an. Anna schrie, als die Wände sie fast erdrückten, und plötzlich löste sich die Dunkelheit auf. Sie spürte, wie die Luft frei wurde, und sie fand sich erneut in der Mitte der Nebelfelsen wieder. Ben taumelte ebenfalls, die Vision des Abgrunds verschwand, und er stolperte zurück in die Realität.
Doch etwas war anders. Die Geister waren nicht mehr nur verschwommene Gestalten – sie waren klar und deutlich zu sehen, wie Menschen aus Fleisch und Blut, die direkt vor ihnen standen. Anna und Ben sahen sich entsetzt an, bevor die Geister sie wieder fixierten.
„Wir sind frei“, sagte die Gestalt triumphierend. „Durch eure Neugier habt ihr uns befreit. Aber um den Preis eurer Freiheit.“
Plötzlich spürten Anna und Ben, wie ihre Körper von einer unsichtbaren Macht durchdrungen wurden, als die Geister ihre Gestalt annehmen und ihre Erinnerungen übernehmen wollten. Panisch versuchten sie, sich zu befreien, doch die Kraft der Geister war zu stark.
Doch da erschien plötzlich ein helles Licht am Horizont. Der erste Lichtstrahl der Morgendämmerung drang durch die Nebelschleier und traf die Geister mit voller Wucht. Ein schmerzerfülltes Heulen erfüllte die Luft, als die geisterhaften Gestalten widerstandslos in die Felsen zurückgezogen wurden und ihre Macht gebrochen wurde.
Die Felsen wurden still, der Nebel löste sich auf, und Anna und Ben fanden sich allein, zitternd und erschöpft, auf dem kalten Boden der Nebelfelsen wieder. Die Sonne ging auf, und die Dunkelheit war verschwunden.
Stumm und von ihren Erlebnissen gezeichnet, verließen sie den Ort, ohne ein Wort zu sagen. Niemand im Dorf glaubte ihnen je ihre Geschichte, doch Anna und Ben wussten, dass die Geister der Nebelfelsen nur auf den nächsten Halloween warten würden – und auf die nächste unvorsichtige Seele, die den Mut aufbringt, ihr dunkles Geheimnis zu lüften.
Manchmal kann uns die Neugier in gefährliche Tiefen führen, und nicht jedes Geheimnis ist dazu gedacht, gelüftet zu werden. Orte mit einer düsteren Vergangenheit tragen oft mehr mit sich, als das Auge erfassen kann. Deshalb sollten wir stets respektvoll mit dem Unbekannten umgehen und nicht leichtsinnig Gefahren auf uns ziehen – denn nicht jeder, der sich auf die Geister einlässt, hat das Glück, bei Tagesanbruch unversehrt zurückzukehren (hk).