Senat ehrt den Direktor der KZ-Gedenkstätte Neuengamme.
Hamburg – Der Senat verleiht Dr. Detlef Garbe den Ehrentitel „Professor“ und würdigt damit seine großen Verdienste um die Erinnerungskultur in Hamburg. Detlef Garbe leitet seit 1989 die KZ-Gedenkstätte Neuengamme und hat sie zu einem international anerkannten Forschungszentrum, Begegnungs- und Vermittlungsort entwickelt. Daneben hat er sich auch als Wissenschaftler großes Renommee erworben und gilt er als ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Forschung zu Verfolgung und Vernichtung im Nationalsozialismus.
Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Mit nahezu unendlichem Engagement hat sich Detlef Garbe um die Erinnerungskultur unserer Stadt verdient gemacht. Mit wissenschaftlicher Genauigkeit, Sachverstand und großer Empathie für die Schicksale der in der NS-Zeit Verfolgten und ihrer Nachfahren ist die KZ-Gedenkstätte unter seiner Leitung zu einem wichtigen Ort der Erinnerung geworden. Sein Ziel ist es, das zeithistorische Bewusstsein in unserer Gesellschaft lebendig zu halten und so gegen antidemokratische Strömungen zu immunisieren. Dabei hat er besonders auch junge Menschen im Blick und setzt sich dafür ein, eine zukunftsgerichtete Erinnerungskultur zu entwickeln, die für künftige Generationen Bestand haben wird.“
Detlef Garbe hatte die KZ-Gedenkstätte Neuengamme zunächst als Leiter einer Außenstelle des Museums für Hamburgische Geschichte übernommen und sie dann 1999 in die Eigenständigkeit überführt. Seit 2007 ist er ihr Direktor. Jährlich besuchen über 100.000 Menschen das ehemalige Konzentrationslager, davon sind rund die Hälfte Schülerinnen, Schüler und junge Erwachsene. Mit Wanderausstellungen, medialen Angeboten, Partizipationsprogrammen wie zum Beispiel „Wie wollt ihr euch erinnern?“ und einer Reihe von internationalen Begegnungsprojekten legt die KZ-Gedenkstätte Neuengamme Grundsteine für die zukünftige Erinnerungskultur.
Neben Neugestaltungen der drei Außenstellen in Fuhlsbüttel, Poppenbüttel und am Bullenhuser Damm begleitete er auch zahlreiche weitere Gedenkstätten- und Ausstellungsprojekte in Hamburg und an zahlreichen Orten ehemaliger Außenlager in ganz Norddeutschland, so in Bremen-Farge, Gardelegen, Hannover-Ahlem, Ladelund, Salzgitter-Drütte und Wolfsburg. Damit hat er die Erinnerungsarbeit in der Stadt und weit darüber hinaus entscheidend geprägt. Als Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der KZ-Gedenkstätten gehört er zahlreichen Fachbeiräten an, so dem Expertengremium Gedenkstättenförderung bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und dem Beirat der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas.
Als Wissenschaftler verfügt Detlef Garbe über eine große Expertise zu seinen Forschungsschwerpunkten, die unter anderem Themen wie Ausgrenzung und Verfolgung von Minderheiten im Nationalsozialismus, Täter und Opfer der Wehrmachtsjustiz sowie Fragen der Entschädigung und Wiedergutmachung von Opfern umfassen, und hat dazu zahlreiche Veröffentlichungen vorgelegt.
Detlef Garbe wurde 1956 in Göttingen geboren und absolvierte sein Studium in den Fächern Geschichte, Religion und Erziehungswissenschaften an der Universität Hamburg. Seine in mehreren Auflagen erschienene Promotion zur Geschichte der Zeugen Jehovas im „Dritten Reich“ gilt als Standardwerk zur Verfolgungsgeschichte religiöser Minderheiten; 2008 publizierte das United States Holocaust Memorial Museum sie in einer überarbeiteten Neuauflage auch in Englisch. Eine umfassende Zusammenschau seiner Forschungen zur KZ-Historiographie erschien 2015 unter dem Titel „Neuengamme im System der Konzentrationslager“. 2017 verlieh der Verein für Hamburgische Geschichte ihm in Anerkennung seiner besonderen Leistungen für die Erforschung der NS-Geschichte Hamburgs und Norddeutschlands die Lappenberg-Medaille.
***
Enno Isermann | Pressestelle Behörde für Kultur und Medien – Stadt Hamburg