Hamburg – Präventive Maßnahmen und die Stärkung von Gesundheitskompetenzen von Schülerinnen und Schülern werden immer wichtiger.
Damit Schülerinnen und Schüler aus sozial benachteiligten Stadtteilen gesund aufwachsen, fördern die Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz (BGV) und die Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB) zusammen mit dem Verband der Ersatzkassen e. V. (TK, BARMER, DAK-Gesundheit, KKH, hkk, HEK) ab dem Schuljahr 2020/21 Schulgesundheitsfachkräfte an Hamburger Grundschulen. Die 15 Schulgesundheitsfachkräfte sollen an bis zu 29 Grundschulen zum Einsatz kommen, an denen die Kinder über schlechtere Gesundheitschancen verfügen.
Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks: „Damit möglichst viele Schülerinnen und Schüler in Hamburg gleichermaßen die Chance haben, gesund aufzuwachsen, sollen Präventionsbedarfe rechtzeitig erkannt und Gesundheitsförderung in den schulischen Alltag integriert werden. Mit den neuen Schulgesundheitsfachkräften bekommen die Schülerinnen und Schüler, aber auch Eltern und Lehrkräfte fachliche Unterstützung an die Seite gestellt, die im direkten Lebensumfeld der Kinder als erste Ansprechpartner für gesundheitliche Fragen zur Verfügung stehen, erste Hilfe leisten, aber auch präventiv arbeiten können. Zur Sprache kommen können dabei zum Beispiel die Themen Ernährung, Bewegung, Hygiene sowie psychische Gesundheit. Durch die Beteiligung durch die Schulärztinnen und Schulärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes werden auch medizinische Kompetenzen einfließen.“
Bildungssenator Ties Rabe: „Gute Ernährung, viel Bewegung und eine gesunde Lebensweise lernen Kinder nicht von selbst. Und auch Eltern sind mit der Gesundheitserziehung manchmal überfordert. Deshalb freue ich mich sehr, dass wir jetzt an knapp 30 Schulen zusätzliche Fachkräfte bekommen, die das Gesundheitsangebot für Kinder und Jugendliche verbessern werden. Dieses Angebot richtet sich gleichermaßen an Kinder und Eltern und zielt vor allem darauf ab, mit vielfältigen Aktivitäten und Beratungen in der Schule dafür zu sorgen, dass Kinder gesund und unbeschwert aufwachsen können.“
Kathrin Herbst, Leiterin der Hamburger Landesvertretung des Verbands der Ersatzkassen e.V.: „Gesundheit macht Schule: Mit den Schulgesundheitsfachkräften unterstützen die Ersatzkassen maßgeblich ein Modellprojekt, das für Hamburger Kinder aus sozial benachteiligten Elternhäusern gleiche Startbedingungen für ein gesundes Leben schaffen soll. Das ist uns besonders wichtig. Gerade Kinder in schwieriger sozialer Lage sind besonders gefährdet, beispielsweise Übergewicht oder psychische Auffälligkeiten zu entwickeln – mit weitreichenden Folgen für ihr weiteres Leben. Es geht also um mehr, als nur um das Kleben von Pflastern: Die Schulgesundheitsfachkräfte sollen den Schülerinnen und Schülern – außerhalb des Unterrichts – unter anderem die Bedeutung von gesunder Ernährung und Bewegung vermitteln und ihre Ressourcen für seelisches Wohlbefinden stärken. Aus der guten Zusammenarbeit von Ersatzkassen, Gesundheitsbehörde und Schulbehörde erwächst die Chance, langfristig Grundschulen in sozial benachteiligter Lage zu Kompetenzorten für gesundes Aufwachsen zu machen. Wie die Schülerinnen und Schüler davon profitieren und ihre Familien erreicht werden können, soll mit dem Modellprojekt herausgefunden werden.“
Der Verband der Ersatzkassen (vdek) sowie Gesundheits- und Schulbehörde setzen das Projekt ab 2020 für einen Zeitraum von fünf Jahren um. Insgesamt soll je eine halbe Kraft pro Schule eingesetzt werden. Mit diesem Modellprojekt/Pilotprojekt sollen in Hamburg insbesondere Schülerinnen und Schüler erreicht werden, für deren gesundheitliche Entwicklung eine gezielte Unterstützung förderlich sein kann. Die sechs Ersatzkassen setzen sich unter der Dachmarke „Gesunde Lebenswelten“ des vdek verstärkt gemeinsam für die Erreichbarkeit von Menschen in schwieriger sozialer Lage mit Maßnahmen zur Prävention ein. Die Schulgesundheitsfachkräfte sollen an bis zu 29 Grundschulen in weniger privilegierter Lage eingesetzt werden und eine Brückenfunktion zwischen der Schule, dem Elternhaus, dem Stadtteil und dem Kinder- und Jugendgesundheitsdienst übernehmen. Eine Koordinierungsstelle wird das Projekt fachlich begleiten. Das Projekt wird auf Grundlage einer Evaluation ausgewertet, die Ergebnisse werden in die weitere Ausgestaltung und die Empfehlungen zur Fortsetzung einfließen.
Als Maßstab für die soziale Belastung der Hamburger Schulen dient dabei der Sozialindex. Er beschreibt die unterschiedlichen Rahmenbedingungen der Hamburger Schulen, die durch verschiedene soziale und kulturelle Zusammensetzungen der jeweiligen Schülerschaft bedingt sind. In Grundschulen, die nachweisbar in Stadtteilen mit erhöhten sozioökonomischen Belastungen liegen (Sozialindex 1 und 2), ist im Vergleich zu anderen Hamburger Stadtteilen ein schlechteres Gesundheitsverhalten erkennbar.
Die künftigen Schulgesundheitsfachkräfte sollen eine Qualifikation als Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/innen und zusätzlich einen Bachelor-Abschluss in Gesundheitswissenschaften mitbringen und folgende Aufgaben an den Grundschulen übernehmen:
– Sie unterstützen bei der Entwicklung bedarfsgerechter, gesundheitsförderlicher Rahmenbedingungen in der Lebenswelt Schule.
– Sie unterstützen die Schule bei der Zusammenarbeit mit Eltern zu gesundheitsrelevanten Themen wie z.B. Information und Austausch über Gesundheitsthemen wie Impfen, Stress, Kinderkrankheiten sowie gesundheitsförderlicher Lebensstile im Rahmen von Elterncafés oder dem gemeinsamen Aufsuchen von Angeboten der Gesundheitseinrichtungen.
– Sie sind Multiplikatorinnen/Multiplikatoren für gesundheitsrelevante Themen und Informationen (z.B. Informationen zum Thema Impfen).
– Sie unterstützen die Schule, indem sie Schulleitungen über Bedarfe im Rahmen der Gesundheitsförderung (anonymisiert) informieren.
– Sie unterstützen bei der Organisation präventiver und gesundheitsförderlicher Maßnahmen als Ansprechpartner/innen der Schule.
– Sie erleichtern Kindern und Eltern durch geeignete Maßnahmen den Zugang zu gesundheitsbewusstem Handeln und zur Gesundheitsversorgung, z.B. durch Projektnachmittage an Schulen zu gesundheitsfördernden Themen wie Ernährung, Bewegung, Stressbewältigung, gemeinsames Aufsuchen von Angeboten der Gesundheitsförderung wie etwa Gesundheitseinrichtungen.
– Sie sind Ansprechpersonen für Kinder, Eltern und Lehrkräfte zu Fragen von Gesundheit.
– Sie greifen Einzelsituationen bezogen auf strukturelle gesundheitsrelevante Probleme auf und suchen gemeinsam mit den Betroffenen nach Lösungen.
– Sie beraten zu gesundheitlichen Themen und vermitteln unter Einbeziehung der Sonderpädagoginnen und Sonderpädagogen sowie den Beratungslehrkräften bei Bedarf an weiterführende medizinische, pflegerische, therapeutische und/ oder psycho-soziale Einrichtungen. Sie nehmen diese Aufgaben in Kooperation mit dem Schulgesundheitsdienst wahr.
– Sie unterstützen die Schule durch Einbeziehung sozialräumlicher Angebote zur Bildung und Gesundheit (siehe u.a. Regionale Bildungskonferenzen und lokale Vernetzungsstellen für Gesundheitsförderung) und öffnen einfache Zugänge zu lokalen Aktivitäten und außerschulischen Angeboten der Gesundheitsförderung.
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Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz
Dennis Krämer, Pressesprecher