Hamburg – Herausforderung Resozialisierung in der Einwanderungsgesellschaft

Fachtagung „Migrationsgesellschaft im Spiegel des Justizvollzugs“.

Mittelrhein-Tageblatt - News aus Hamburg - Aktuell -Hamburg – Rund 60 Prozent der Insassen in Hamburgs Justizvollzugsanstalten haben keine deutsche Staatsangehörigkeit. Die Hintergründe sind vielschichtig. Mit der heutigen, bundesweit bisher einzigartigen Fachtagung wollen Justizbehörde und Landeszentrale für politische Bildung eine faktenbasierte Diskussion eröffnen, Ursachen analysieren und erörtern, wie der Strafvollzug erfolgreich ausländische Straftäter resozialisieren kann.

Die Anzahl ausländischer Inhaftierter im Hamburger Vollzug steigt seit 2015 kontinuierlich an und übertrifft schon seit 2014 die Anzahl der deutschen Inhaftierten. Am 1. Februar 2019 standen 1155 ausländische Gefangene 795 deutschen Gefangenen gegenüber. Die größte Gruppe mit dem stärksten Anstieg sind Straftäter aus Osteuropa.

Justizsenator Dr. Till Steffen sagt: „Es gibt keine einfache Formel für den Zusammenhang von Zuwanderung und Kriminalität. Wir müssen uns nicht nur mit Zahlen auseinandersetzen, sondern auch die Ursachen verstehen lernen. Es macht einen großen Unterschied, ob wir es mit reisenden Straftätern aus Osteuropa oder Menschen zu tun haben, die hier leben, aber keine Bleibeperspektive, keine gesellschaftliche Teilhabe oder Aufstiegschancen haben.“

Die Hamburger Vollzugsanstalten meistern bereits erfolgreich viele neue Herausforderungen. Videodolmetscher überwinden sprachliche Barrieren. Fünf Ausländerberaterinnen und –berater helfen sowohl den Gefangenen als auch den Vollzugsbeamten in alltäglichen Belangen als auch bei Kriseninterventionen. Drei Bezugsbetreuer arbeiten als Sozialarbeiter in den Gefängnissen zur Extremismusprävention und mehr als ein Dutzend Seelsorger kümmert sich um die unterschiedlichen Religionsgemeinschaften. Deutsch als Fremdsprache gehört zu den Standards der Qualifizierungsangebote.

Justizsenator Dr. Till Steffen benennt die offenen Fragen: „Der oft unsichere ausländerrechtliche Status der Gefangenen ist eines der größten Hindernisse bei der Resozialisierung. Das Fehlen einer Arbeitserlaubnis nach der Haftentlassung oder eine drohende Abschiebungen wirken nicht motivierend. Hier prallen unsere Vorstellungen von Resozialisierung und die ausländerrechtliche Realität hart aufeinander. Dennoch ist es Anspruch des Hamburger Vollzugs, jedem Gefangenen die Wiedereingliederung in die Gesellschaft zu ermöglichen. Dies fand zuletzt zusätzlich Ausdruck im Hamburger Resozialisierungs- und Opferhilfegesetz. Ich freue mich daher sehr über diese bislang einzigartige Fachtagung und die Ideen, die aus ihr hervorgehen werden, welche Angebote der Justizvollzug zusätzlichen machen kann, damit Resozialisierung im Kontext der Migrationsgesellschaft noch erfolgreicher werden kann.“

Mehr Informationen zur Fachtagung finden Sie hier:

https://www.hamburg.de/justizbehoerde/justizvollzug/

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Pressestelle der Justizbehörde Hamburg