Hamburg – Zum bereits achten Mal trafen sich gestern Abend im Hamburger Rathaus Vertreterinnen und Vertreter von Stadt und Deutscher Bahn mit Mitgliedern des Verkehrsclubs Deutschland (VCD Nord) sowie der Bürgerinitiative „Prellbock“ zum Faktencheck zur Verlegung des Fern- und Regionalbahnhofs Hamburg-Altona. Externe Experten präsentierten Auswirkungen für Fahrgäste an den beiden alternativen Standorten sowie die Untersuchung des Potenzials für Wohnungsbau auf den heutigen Gleisanlagen in beiden Varianten mit und ohne Bahnhofsverlegung. VCD und Prellbock benannten insbesondere ihre Kritikpunkte im Hinblick auf die Leistungsfähigkeit des Bahnhofs und sehen weiterhin keine überzeugenden Argumente, den jetzigen Fern-und Regionalbahnhof aufzugeben.
Am Ende der über vierstündigen Sitzung kamen alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer überein, nun auf der erreichten Faktenbasis konkrete Konsens- bzw. Kompromissmöglichkeiten, insbesondere zum Beispiel durch Veränderungen, Alternativen, Ergänzungen oder Verbesserungen der Pläne von Bahn und Stadt auszuloten. Die Beteiligten wollen auf diesem Wege den seit März im Faktencheck geführten konstruktiven Dialog fortsetzen. Auch eine Präsentation von Ergebnissen im Verkehrsausschuss der Bürgerschaft ist geplant, um diese dort öffentlich zur Diskussion zu stellen.
Finanzsenator Dr. Andreas Dressel: „Wir haben auf viele berechtigte Fragen viele richtungsweisende Antworten bekommen, der Faktencheck hat sich deshalb jetzt schon gelohnt. Wir haben nun eine valide Grundlage, um gemeinsam auszuloten, ob es konkrete Wege und Möglichkeiten einer Verständigung gibt. Dass wir uns jahrelang vor Gericht streiten und sich bei großen Bahn-Herausforderungen unserer Stadt solange nichts bewegt, ist im Sinne der Fahrgäste und notwendigen Mobilitätswende sicher die schlechteste Variante. Deshalb ist es gut, dass der Faktencheck uns ein Verhandlungsmandat für Einigungsgespräche gegeben hat. Wir wollen bis Jahresende klären, was geht. Auf allen Seiten gibt es interessante Ideen, die in die Kompromissfindung einfließen können. Uns eint gemeinsam das Ziel, das System Schiene voranzubringen!“
Frank Limprecht, Leiter Großprojekte Regionalbereich Nord der Deutschen Bahn: „Wir haben verstanden, dass insbesondere VCD Nord für den neuen Fern- und Regionalbahnhof die beste Planung für Fahrgäste und Betriebskapazität sicherstellen möchte. Das wollen wir auch. Deshalb sind wir zu Gesprächen an der Seite der Stadt gern bereit.“
Rainer Schneider, Vorstand VCD Nord: „Hamburg muss nun endlich die Weichen in Richtung klimafreundlicher Mobilität stellen und hierzu ist ein leistungsfähiges, kundenfreundliches Bahnsystem als Rückgrat unverzichtbar. Eine Verdopplung des Anteils des öffentlichen Verkehrs mit viel weniger Autos ist keine Utopie, sondern für die Lebensfähigkeit der Metropole zwingend. Dafür sind zusätzliche Bahnkapazitäten und ein attraktives Linien- und Fahrplanangebot sicherzustellen. Der VCD sieht sich diesem Ziel verpflichtet. Ein Rückbau von Bahnanlagen ist sehr kritisch zu sehen. Er darf nur erfolgen, wenn der Ersatz deutliche Vorteile für Fahrgäste und das System Schiene verbindlich sichert. Der Faktencheck bringt Klarheit in der Sache und zeigt bei der Variante „Altona Nord“ „Luft nach oben“. Der Faktencheck öffnet Handlungsoptionen, die der VCD Nord aktiv mitgestaltet und als verlässlicher Partner mittragen wird.“
Michael Jung, Sprecher „Prellbock Altona“: „Der geplante Fern- und Regionalbahnhof am Diebsteich als Ersatz für Hamburg-Altona ist nicht zukunftsfähig. Er wäre schlicht zu klein, um die Verkehrswende zu ermöglichen. Unser Vorschlag daher: den Bahnhof Hamburg-Altona am heutigen Standort modernisieren, auch als Eckpfeiler eines künftigen europäischen Nachtzugnetzes. Diebsteich sollte zum Schnellbahnknoten im Hamburger Westen ausgebaut werden. Mit diesem Vorschlags-Paket gehen wir gerne in Konsensgespräche mit Stadt und Bahn. Unsere Themen „Klimaschutz, Kosten und Finanzierung, Kapazitäten für „Zukunft Schiene“ und Deutschlandtakt bleiben auf der Tagesordnung und im Faktencheck.“
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Claas Ricker
Pressestelle der Finanzbehörde – Stadt Hamburg