Hamburg – Die Bundesländer und die Bundesregierung wollen Schulen in sozial benachteiligten Regionen stärken. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek, der Präsident der Kultusministerkonferenz Prof. Dr. Alexander Lorz sowie der Koordinator der Kultusminister der A-Länder Senator Ties Rabe haben heute ein entsprechendes Bund-Länder-Programm vorgestellt. Im Rahmen des Programms sollen bundesweit 200 Schulen über einen Zeitraum von zehn Jahren mit 125 Millionen Euro besonders gefördert werden.
Ties Rabe: „Das Programm ist ein wichtiger Beitrag, um Schülerinnen und Schülern aus bildungsfernen Familien in der Schule mehr Rückenwind zu geben. Wir dürfen nicht die Augen davor verschließen, dass der Schulerfolg nach wie vor stark vom Elternhaus abhängt. Im Rahmen des Programms werden Schulen besser gefördert, zusätzlich überprüfen Experten aus Wissenschaft und Forschung sehr genau die Wirksamkeit der Verbesserungsmaßnahmen und entwickeln Vorschläge zur Weiterentwicklung und zur Übertragung der Maßnahmen auf andere Schulen.“
Das Programm geht auf eine Initiative der Senatoren Sandra Scheeres (Berlin) und Ties Rabe (Hamburg) zurück und wurde im Rahmen des Koalitionsvertrages der Großen Koalition vereinbart. Schulsenator Ties Rabe: „Ich habe diese Koalitionsvereinbarung mitgestaltet und freue mich sehr, dass wir jetzt nach intensiven Gesprächen zwischen Bundesbildungsministerium und Bundesländern die konkrete Umsetzung vereinbart haben.
Schulen in sozial schwierigen Stadtvierteln und Regionen leisten einen außerordentlich wichtigen Beitrag für die Integration und die Zukunft unserer Gesellschaft. Sie müssen in hohem Maße zusätzliche Leistungen erbringen, weil viele Schülerinnen und Schüler zu Hause nur wenig Rückenwind für gute Bildung bekommen. Diese Schulen und ihre vielen engagierten Lehrkräfte haben eine besondere Förderung und Aufmerksamkeit verdient. Das Programm leistet dazu einen wichtigen Beitrag. Es fügt sich in eine ganze Reihe ähnlicher und erfolgreicher Bund-Länder-Programme ein, beispielsweise die Förderung von Sprachbildung und Lesen (BiSS) oder die Förderung besonders begabter Schülerinnen und Schüler.“
Das Bundesland Hamburg kann entsprechend des Königsteiner Schlüssels fünf eigene Schulen in das Programm einbringen. Ties Rabe: „Oft rufen andere Länder ihre Kontingente nicht vollständig ab, so dass ich die Hoffnung habe, dass wir die Zahl unserer beteiligten Schulen nachträglich noch aufstocken können. In anderen Programmen konnten wir am Ende manchmal doppelt so viele Schulen benennen.“
Jede Schule soll aus Landesmitteln mit wenigstens 300.000 Euro über den Förderzeitraum gefördert werden, weitere 300.000 Euro will der Bund pro Schule für die wissenschaftliche Begleitforschung einsetzen. Schulsenator Ties Rabe: „Mit unserem bereits laufenden Förderprogramm „d23-Starke Schulen“ für 33 Schulen in sozial benachteiligten Quartieren gehen wir schon jetzt weit über diese vereinbarte Landesförderung hinaus und fördern nicht nur fünf, sondern 33 Schulen jeweils mit dem fünffachen Betrag von rund 1,5 Millionen Euro pro Schule.
Obwohl wir damit schon jetzt weit mehr erbringen als vereinbart, werden wir die Förderung der Projektschulen noch einmal anheben und zusätzliche Mittel von rund 1,5 Millionen Euro für die Förderung bereitstellen.“
Die laufende Hamburger Förderung von Schulen in sozial schwieriger Lage umfasst beispielsweise zusätzliche Lehrerstellen, um kleinere Lerngruppen und intensivere Betreuung der Schülerinnen und Schüler zu ermöglichen. Darüber hinaus bekommen die Schulen zusätzliches Personal für die Schul- und Qualitätsentwicklung. Besonders geschulte Beratungslehrkräfte stehen den Schulen als Ansprechpartner für die Unterrichts- und Schulentwicklung zur Verfügung, hospitieren beispielsweise im Unterricht und beraten die Lehrkräfte der jeweiligen Schule. Zudem werden mit Unterstützung der europäischen Union engagierte Eltern und Schülerinnen und Schüler zu Eltern- oder Schülerlotsen fortgebildet.“
Schulsenator Ties Rabe: „Unterschiedliche Aufgaben brauchen unterschiedliche Ressourcen. Zusätzliche Ressourcen sind deshalb eine wichtige Voraussetzung, um Bildungsnachteile zu überwinden. Aber es braucht auch besondere Methoden und gute Konzepte, damit zusätzliche Ressourcen auch zu einem Erfolg führen. Ich erhoffe mir insbesondere von der durch die Bundesregierung organisierten und finanzierten wissenschaftlichen Begleitung neue Erkenntnisse und Verbesserungsvorschläge. Bei vergleichbaren Bund-Länder-Programmen hat die wissenschaftliche Begleitung der Schulen viele neue Erkenntnisse gebracht. Diese Erkenntnisse helfen uns, gezielt in solche Maßnahmen zu investieren, die die größten Verbesserungen bringen. Hoffnungen verbinde ich zudem mit der zweiten Phase der Förderphase, in der mit wissenschaftlicher Unterstützung die Ausweitung des Projektes von den Pilotschulen auf weitere Schulen gestaltet wird.“
Zusätzlich zu dieser besonderen Förderung stattet Hamburg als eines von wenigen Bundesländern grundsätzlich alle Schulen je nach sozialer Lage unterschiedlich mit Personal aus. Nach einem von Wissenschaftlern erhobenen Sozialindex bekommen Schulen unterschiedlich viele Lehrerstellen. In Grundschulen in sozial benachteiligten Quartieren sind zudem die Schulklassen mit maximal 19 Schülerinnen und Schülern pro Klasse deutlich kleiner als die Regelklassen anderer Grundschulen mit 23 Schülerinnen und Schülern. Stadtteilschulen bekommen bei gleicher Schülerzahl rund 35 Prozent mehr Personal als gleich große Gymnasien.
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Stadt Hamburg – Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB)