Horst Köhler ist tot, Hamburg, Berlin – Der frühere Bundespräsident Horst Köhler ist am 1. Februar 2025 im Alter von 81 Jahren verstorben. Wie das Bundespräsidialamt bestätigte, erlag Köhler einer kurzen, schweren Krankheit in Berlin. Mit ihm verliert Deutschland einen Politiker, der sich zeitlebens für wirtschaftliche Stabilität, internationale Zusammenarbeit und die Partnerschaft mit Afrika eingesetzt hat.
Ein Leben im Dienst der Bundesrepublik
Horst Köhler wurde am 22. Februar 1943 im polnischen Skierbieszów als Sohn bessarabiendeutscher Eltern geboren. Seine Familie floh 1944 vor der heranrückenden Roten Armee nach Deutschland und fand nach mehreren Jahren in Flüchtlingslagern in Ludwigsburg eine neue Heimat.
Nach seinem Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Tübingen begann Köhlers berufliche Laufbahn als wissenschaftlicher Referent. Ab 1976 arbeitete er für das Bundeswirtschaftsministerium, bevor er 1981 ins Bundesfinanzministerium wechselte. In dieser Zeit war er maßgeblich an der Gestaltung der deutschen Finanzpolitik beteiligt.
Von 1990 bis 1993 diente Köhler als Staatssekretär im Finanzministerium und war persönlicher Berater des Bundeskanzlers bei den G7-Gipfeln. Er spielte eine zentrale Rolle bei den Verhandlungen zur deutschen Wiedervereinigung sowie bei der Einführung des Euro. Danach übernahm er die Präsidentschaft des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands und wurde später Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF).
Deutschlands Staatsoberhaupt von 2004 bis 2010
Im Jahr 2004 wurde Köhler auf Vorschlag der CDU/CSU und FDP zum neunten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland gewählt. Er war der erste Bundespräsident, der nicht aus der aktiven Parteipolitik kam, sondern aus der Wirtschaft. Während seiner Amtszeit machte er sich für eine gerechtere Globalisierung, verantwortungsvolle Finanzpolitik und eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Afrika stark. Seine klaren Worte und seine Kritik an westlichen Wirtschaftsstrukturen brachten ihm Respekt, aber auch Widerspruch ein.
Seine zweite Amtszeit, die 2009 begann, endete abrupt: Am 31. Mai 2010 trat Köhler überraschend zurück. Auslöser war eine Debatte über seine Äußerungen zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr, die er mit wirtschaftlichen Interessen in Verbindung gebracht hatte. Es war der erste Rücktritt eines deutschen Bundespräsidenten in der Geschichte der Bundesrepublik.
Engagement nach dem Rücktritt
Auch nach seinem Ausscheiden aus dem höchsten Staatsamt blieb Köhler engagiert. Er übernahm zahlreiche Ehrenämter, setzte sich für den Klimaschutz ein und engagierte sich für die Erforschung seltener Krankheiten. Von 2017 bis 2019 war er als UN-Sondergesandter im Westsahara-Konflikt tätig.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte Köhler als einen „Glücksfall für unser Land“. „Sein Wirken war geprägt von klugen Analysen, klaren Worten und einem tiefen Verantwortungsbewusstsein“, erklärte Steinmeier.
Horst Köhler hinterlässt seine Frau Eva Luise, mit der er seit 1969 verheiratet war, sowie zwei Kinder und mehrere Enkelkinder. Deutschland verliert mit ihm einen engagierten und unerschrockenen Politiker, der das Land über viele Jahre entscheidend mitgeprägt hat.
Das gesamte Team des Mittelrhein-Tageblatts ist in Gedanken bei seiner Familie und seinen Freunden und wünscht ihnen in dieser schweren Zeit viel Kraft (hk).