Koblenz – Wohnraumversorgung: In den letzten Jahren hat die Anspannung auf dem Wohnungsmarkt in Koblenz deutlich zu genommen, insbesondere die Segmente des sozialen wie auch des sog. bezahlbaren Wohnungsbaus sind betroffen.
„Daher ist Wohnraumversorgung ein Schwerpunkt der Stadtentwicklung der nächsten Jahre“, erklärt Baudezernent Bert Flöck. Das vom Stadtrat beschlossene Wohnraumversorgungskonzept hat 2014/2015 bereits zahlreiche Eckpunkte festgelegt. Ziel des Baudezernates ist es, den Wohnungsbau im Rahmen der städtischen Möglichkeiten zu forcieren.
„Der Druck auf den Wohnungsmarkt wird zunehmen, denn wir müssen davon ausgehen, dass die zahlreichen anerkannten Asylbewerber auf den Wohnungsmarkt drängen werden“, ist sich Flöck sicher, „so dass die Situation sich nochmals verschärfen wird und die im Wohnraumversorgungskonzept festgelegte Zielzahl von 240 Wohnungen pro Jahr mit Sicherheit nicht ausreichen wird“. Koblenz hat weiterhin eine hohe Attraktivität als Wohn- und Arbeitsstandort und dadurch eine erhebliche Magnetwirkung (Zuzug von außen).
Die Stadt hat folgende Bausteine in Vorbereitung:
1.) Ein Baulückenkataster ist fertiggestellt. Dieses soll in Kürze veröffentlicht werden, um Bauinteressenten geeignete Grundstücke anzeigen zu können.
Zunächst werden in den nächsten Wochen die Grundstückseigentümer der betroffenen Flächen angeschrieben und über die geplante Veröffentlichung vorab informiert. Sie haben die Möglichkeit der Veröffentlichung zu widersprechen und werden gleichzeitig über eventuell bestehende Bau- und Verkaufsabsichten befragt.
Das Baudezernat erhofft sich davon eine Mobilisierung der zahlreichen Baulücken, die sich insgesamt auf rund 1000 Grundstücke und Flächen belaufen.
Erfahrungen aus anderen Städten zeigen aber, dass dieser Baustein nicht entscheidend zur Entspannung des Wohnungsmarktes beiträgt.
2.) Zahlreiche private Wohnungsbauprojekte und Bebauungspläne sind in Entwicklung oder kurz vor der Fertigstellung, weitere Projekte werden in den nächsten Jahren hinzukommen. Diese müssen forciert umgesetzt und bestmöglich begleitet werden.
Flöck nannte einige Bespiele, so das Projekt „Weißer Höfe“. Es ist im Bau; hier entstehen 135 – 140 Wohnungen in der Innenstadt.
Das Musikerviertel Oberwerth ist ebenfalls im Bau, hier entstehen in 3 Bauabschnitten insgesamt 175 Wohnungen.
Ein Projekt befindet sich in der Peter Klöckner-Straße. Auf dem Gelände eines ehemaligen Autohauses entstehen etwa 36 Wohnungen in attraktiver Lage am Moselbogen.
In den Baugebieten Südliches Güls und Asterstein Passivhaussiedlung gibt es noch einige wenige bebaubare Restgrundstücke.
Ferner nannte der Baudezernent das geplante Studierendenwohnheim Trierer Straße im Metternicher Oberdorf mit etwa 70 Appartements und das Wohnungsprojekt Königsmarck´sche, das sich in Fertigstellung befindet.
Absehbare weitere Potentiale sind etwa das Projekt Fritsch-Kaserne, welches in den nächsten Tagen in die Ausschreibung geht. Die BIMA hat mit der Stadt die Zielvorgabe geäußert, dass hier auf rund 12 ha Fläche etwa 500 – 800 neue Wohnungen entstehen können.
3.) Ferner schafft das Baudezernat gerade Baurecht für folgende Flächen:
– Lehmkaul Links in Niederberg für etwa 30-35 Wohnungen
– Ehem. Soldatenbad Horchheim ca. 85 Wohneinheiten
– Projekt Frankenstraße/Neversstraße ca. 22 Wohneinheiten und 35 Studentenappartements,
– Aurelis-Fläche „Rosenquartier“ in Lützel; ein erster Entwurf sieht u.a. 80 Appartements für Studierende (besondere Wohnform); 255 Geschoßwohnungen.
„Wir müssen aber auch den Blick auf maßvolle und umweltverträglich entwickelbare Flächen in den Außenbereichen lenken“, ist Baudezernent Flöck überzeugt. Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass die Konzentration auf die Innenentwicklung bei der Beseitigung von Wohnungsengpässen nicht hilft. Die Zahl der genehmigten Wohneinheiten ist zwar in den letzten zwei Jahren deutlich angestiegen, allerdings ist das bezahlbare und das soziale Segment fast überhaupt nicht vertreten.
4.) Nutzung städtischer Grundstücke für die Wohnraumversorgung
Zurzeit prüft die Stadt, ob vorhandene Nutzungen auf städtischen Flächen aufgegeben und anderweitig untergebracht werden können, um zusätzliche Potentiale für den Wohnungsbau zu erschließen. So ist beispielsweise das Quartier zwischen Blücherstraße und Steinstraße in der Projektierung.
5.) Prozentuale Vorgaben für den Sozialen Wohnungsbau sind aktuell in der in der politischen Diskussion, so auch in der jüngsten Stadtratssitzung.
Eines der wenigen Instrumente, die die Stadt beim Sozialen Wohnungsbau selbst in der Hand hat, ist es, bei größeren Investorenprojekten und Bebauungsplänen für den Geschosswohnungsbau Prozent-Vorgaben für die Errichtung von Sozialwohnungen festzulegen. Dies kann über eine verbindliche Festschreibung in einem städtebaulichen Vertrag erfolgen.
Flöck hält eine solche Vorgabe für sinnvoll, wenn sie als grundsätzliche Vorgabe für größere Plangebiete und größere private Wohnungsbauprojekte geäußert wird. „Aber jeder Fall ist auf diese Vorgabe und deren Machbarkeit hin individuell zu bewerten“, macht der Baudezernent deutlich.
Diese grundsätzliche Frage der Stadtentwicklung hat der Stadtrat zu entscheiden, weil eine solche Festlegung unmittelbare Auswirkungen auf die Investitionsbereitschaft haben könnte. Auf Wunsch des Stadtrates bereitet das Baudezernat nun eine Expertenanhörung für die Stadtratssitzung am 6. April vor.
6.) Am 8. März wird der „Runde Tisch Wohnraumversorgung“ eingeladen; dort berät zunächst eine kleinere Steuerungsrunde über die weiteren Strategien und Maßnahmenpakete. Diese Runde wird im Laufe des Jahres 2017, um die zahlreichen Akteure auf dem Koblenzer Wohnungsmarkt erweitert, da deren Sachverstand sowie deren Engagement immens wichtig ist für eine Forcierung des Koblenzer Wohnungsmarktes.
„Rat und Verwaltung müssen vernünftige Rahmenbedingungen schaffen, damit die privaten Investoren Geld in die Hand nehmen, um Wohnraum zu schaffen“, bringt es Baudezernent Flöck abschließend auf den Punkt.
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Text: Stadt Koblenz