München (BY) – Auch wenn das Münchner Oktoberfest noch einige Stunden läuft – nach bisher 15 Tagen und Nächten im „Wiesn-Einsatz“ – zieht die Münchner Bundespolizei eine positive Bilanz des 186. Oktoberfestes.
„Der reibungslose Zu- und Abfluss der Festbesucher ist für unsere Einsatzkräfte der zentrale Schwerpunkt, so Polizeidirektor Jürgen Vanselow zur Aufgabenstellung der Münchner Bundespolizei. „Wenn wir im Hauptbahnhof und an der Hackerbrücke trotz weniger Fläche wegen des Umbaus und der Massenproblematik insgesamt nichts Besonderes zu vermelden haben, sind die angepassten Sicherheitskonzepte auch 2019 wieder aufgegangen.“
Rund 250 Beamtinnen und Beamten aus dem gesamten Bundesgebiet waren zu Spitzenzeiten gemeinsam im Einsatz. Sie kamen aus den Bundespolizeiabteilungen St. Augustin, Bad Bergzabern, Bad Düben, Bayreuth, Deggendorf und Hünfeld sowie aus den Direktionen Koblenz, München, Pirna und Stuttgart bzw. dem Aus- und Fortbildungszentrum Bamberg. Aber auch aus den bayerischen Dienststellen in Freilassing, Kempten, Passau, Rosenheim, Selb, Waidhaus und vom Flughafen München. „Wir wissen die Unterstützung sehr zu schätzen“, so Vanselow. Er vergisst auch nicht den Dank an das Polizeipräsidium München, insbesondere deren PI 14, an die Deutsche Bahn und deren Sicherheitssparte sowie das Kreisverwaltungsreferat der Landeshauptstadt München. In zahlreichen Einsatzsituationen war es nur im Verbund möglich, bestmögliche Sicherheit für Reisende und Festbesucher zu gewährleisten.
Andrerseits war insgesamt eine Zunahme an Straftaten zu verzeichnen. Ein Großteil davon wird die Ermittler im Bereich der Gewaltdelikte noch über mehrere Wochen beschäftigen.
Herausragend unter den Gewaltdelikten waren ein Fall vom 23. September, als ein zunächst Unbekannter, später ermittelter 34-Jähriger aus dem Landkreis Augsburg, an der Donnersbergerbrücke einen 48-Jährigen ins Gleis stieß, sowie vom 1. Oktober, als ein 74-Jähriger einen 72-Jährigen mit einem Teppichmesser am Haltepunkt Buchenau, Lkr. Fürstenfeldbruck, eine lebensgefährdende Verletzung beibrachte. Während hier eine 35-Jährige zur Lebensretterin wurde, konnten zwei Frauen im Alter von 33 und 46 Jahren am 28. September das Überrollen eines 23-jährigen Schweizers am Halterpunkt Isartorplatz durch Warnen des Triebfahrzeugführers eines herannahenden S-Bahnzuges verhindern. „Mehr als befremdlich“, so PD Vanselow „war hingegen das Verhalten einiger anderer Reisender. Sie wandten sich ab und entfernten sich von der Unfallstelle ohne in irgend einer Form tätig zu werden“.
Für großes mediales Aufsehen sorgte auch die Mitteilung eines Reisenden am 25. September, der in einem ICE einen Mann mit einer Schusswaffe gesehen haben wollte. Beim Großeinsatz mit Beteiligung von Bundespolizei-Spezialkräften konnte weder im Zug, noch bei den kontrollierten Reisenden eine Schusswaffe gefunden werden. Sehr viel Glück hatte ein 37-jähriger Österreicher. Die Geldbörse des Wiesn-Kellners aus dem Schützen-Festzelt mit rund 3.800 Euro Bargeld hatte eine 19-Jährige aus Graz in einem Schließfach am Hauptbahnhof aufgefunden.
Ein Lob hat der Chef der Münchner Bundespolizei für die Wiesnbesucher, denn „viele Reisende haben sich mittlerweile auf das Rucksack- und Taschenverbot auf der Wiesn vorbereitet und haben auch uns damit die Arbeit an den Bahnhöfen erleichtert. In den Fällen, in denen Diensthunde eingesetzt wurden, gab es meist nur kurzfristige Arbeitsabsperrungen; der Bahnbetrieb lief nahezu störungsfrei.
Neben dem Hauptbahnhof war insbesondere in den Abendstunden die Hackerbrücke der Einsatzschwerpunkt der Bundespolizei. Ungebremster Anziehungsmagnet für viele über die Hackerbrücke reisende Wiesngäste – aber auch für etliche Journalisten – war wieder einmal der Lautsprecherkraftwagen: „Hier zeigte sich erneut, wer singt und tanzt, kann Wartezeiten besser ertragen, wird weniger aggressiv und befolgt auch notwendige Lenkungsmaßnahmen“, so der Inspektionsleiter, der in diesen Jahr zum zwölften Mal den Oktoberfesteinsatz der Bundespolizei leitete.
Als hilfreich bei der Aufklärung von Straftaten hat sich einmal mehr die in München gut ausgebaute Videoüberwachung an Bahnhöfen, Haltepunkten und S-Bahnen gezeigt. „Hier werden unsere Beamtinnen und Beamten in den kommenden Wochen, insbesondere beim Ermittlungsdienst, noch jede Menge Arbeit vor sich haben, bis alles Vorhandene beweisverwertbar aufgearbeitet sein wird“. Auch dass sich „die Einsatzleiter an nahezu allen Brennpunkten des Hauptbahnhofes, der Hackerbrücke sowie den Tunnelbahnhöfen durch die Videotechnik einen schnellen Überblick über die Lage verschaffen und damit noch schneller reagieren konnten“, wertet der Polizeidirektor als eines der Erfolgsrezepte der Münchner Bundespolizei des am späten Abend zu Ende gehenden Einsatzes.
Ferner half auch das „Zwitschern“ im sozialen Netzwerk über den Nachrichtenblog Twitter manche Einsatzsituation zu entschärfen. „Auf unserem Kanal <@bpol_by> konnten wir mit zahlreichen Beiträgen, nicht nur rund 500 neue Follower generieren“, so Vanselow, „sondern vor allem viele Festgäste und Reisende, wie auch Journalisten, stets schnell und direkt erreichen sowie umfangreich informieren.
Am Ende werden die zurückliegenden 16 Oktoberfesttage wohl nicht nur der Bundespolizei positiv in Erinnerung bleiben. „Angesichts von rund 3,5 Millionen über den Hauptbahnhof bzw. die Hackerbrücke an- und abreisenden Wiesngästen spiegelt das Straftatenaufkommen das Bild einer insgesamt friedlichen Wiesn wider“, resümiert der sichtlich zufriedene Polizeiführer. Er unterstreicht bei seinem Rückblick nochmals die personelle Unterstützung, die seine Inspektion aus dem gesamten Bundesgebiet erfuhr: „Ich bedanke mich bei allen Beamtinnen und Beamten, Fremd- wie eigenen Kräften, ganz herzlich. Engagiert und motiviert haben alle mit dem notwendigen Fingerspitzengefühl und konsequentem Einschreiten, da war es notwendig war, zu einem gelungenen Wiesneinsatz der Münchner Bundespolizei beigetragen“.