Mit tiefer Trauer nehmen wir Abschied von Herbert Mertin, der im Alter von 66 Jahren verstorben ist. Rheinland-Pfalz verliert mit ihm einen herausragenden Politiker, einen leidenschaftlichen Juristen und einen unermüdlichen Kämpfer für Rechtsstaatlichkeit und Demokratie.
Die stellvertretenden Landesvorsitzenden Daniela Schmitt und Carina Konrad würdigten ihn als „einen außergewöhnlichen Menschen, der mit klarem Kompass, tiefem juristischen Sachverstand und großem Herzen für den Rechtsstaat gekämpft hat. Herbert Mertin war ein Demokrat aus Überzeugung, ein Justizminister mit Weitblick und ein verlässlicher Partner. Sein Einsatz für Freiheit, Gerechtigkeit und Bürgerrechte war beispielhaft – sein Verlust hinterlässt eine große Lücke in Rheinland-Pfalz.“
Herbert Mertin wurde am 29. April 1958 in Temuco, Chile, als Sohn einer ostpreußischen Mutter und eines schlesischen Vaters geboren – eine Familie, die nach dem Zweiten Weltkrieg in die Ferne geflohen war. In Chile erlebte er die politischen Umbrüche der 1970er Jahre, die Gewalt und Willkür der aufkommenden Diktatur. Diese prägenden Erfahrungen machten ihn früh sensibel für die Bedeutung von Rechtsstaatlichkeit, Freiheit und demokratischen Grundwerten. Die Herrschaft des Unrechts, die er als Kind und Jugendlicher miterleben musste, ließ ihn nie los – sie machte ihn zeitlebens zu einem entschiedenen Verteidiger der Demokratie.
1971 kehrte Mertin mit seiner Familie nach Deutschland zurück. Hier begann sein beeindruckender Weg: Abitur am Martinus-Gymnasium in Linz am Rhein, Studium der Rechtswissenschaften in Mainz und Bonn, Referendariat am Oberlandesgericht Koblenz. Schon als junger Rechtsanwalt setzte er sich mit Leidenschaft für den Schutz der Grundrechte und die Stärkung des Rechtsstaats ein.
Sein politischer Weg begann 1983 mit dem Eintritt in die FDP, für die er über Jahrzehnte in unterschiedlichsten Funktionen tätig war. 1999 wurde er erstmals zum Minister der Justiz des Landes Rheinland-Pfalz berufen – ein Amt, das er von 2016 an ein zweites Mal übernahm und bis zuletzt mit unermüdlichem Engagement führte. Als Justizminister stand er für eine moderne, bürgernahe und effiziente Justiz. Besonders die Unabhängigkeit der Gerichte, die Digitalisierung des Justizwesens und der Opferschutz lagen ihm am Herzen.
Mertin war aber weit mehr als ein Fachpolitiker – er war ein Mensch mit Haltung. Er glaubte an die Kraft der Demokratie und war überzeugt davon, dass Freiheit und Gerechtigkeit untrennbar zusammengehören. Seine Arbeit war stets geprägt von Klarheit, Kompetenz und einer tiefen Verantwortung für das Gemeinwohl. Als brillanter Redner, scharfsinniger Jurist und leidenschaftlicher Demokrat gewann er Anerkennung weit über Parteigrenzen hinaus.
Sein Einsatz galt auch der Zukunftsfähigkeit des Rechtsstaats in Zeiten des Wandels. In einer Ära wachsender Herausforderungen – von der Globalisierung über die Digitalisierung bis hin zu Bedrohungen durch Populismus – blieb er stets ein entschiedener Verfechter rechtsstaatlicher Prinzipien. Seine Stimme war eine der Vernunft, der Mäßigung und der Standhaftigkeit.
Über all seinen beruflichen Erfolgen stand jedoch immer auch der Mensch Herbert Mertin: ein herzlicher, humorvoller und bodenständiger Familienmensch, der trotz seiner politischen Verantwortung nie den Kontakt zu den Menschen verloren hat. Seine Frau und seine vier Söhne waren ihm stets Rückhalt und Quelle der Kraft.
Mit Herbert Mertin verliert Rheinland-Pfalz einen großen Liberalen, einen exzellenten Juristen und einen aufrichtigen Demokraten. Sein Vermächtnis wird bleiben – als Mahnung, dass Freiheit und Recht keine Selbstverständlichkeiten sind, sondern Werte, für die es sich immer zu kämpfen lohnt.
Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie und seinen Angehörigen.
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Text: FDP RLP