Saarbrücken (SL) – Soziales: Das Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln stellt Blinde und seheingeschränkte Menschen vor besondere Herausforderungen. Ist der Bus, der gerade einfährt, die gewünschte Linie? Wie kann ich die Türe öffnen? Wann muss ich wieder aussteigen? Genau hier bietet eine App Unterstützung, die jetzt von der Saarbahn in einem ersten Live-Betrieb getestet wird.
„Uns ist es wichtig, eine möglichst weitreichende Barrierefreiheit unserer Mobilitätsangebote zu erreichen. An dieser Aufgabe arbeiten wir kontinuierlich. Daher freut es uns, dass wir jetzt eine App in einem ersten Live-Betrieb testen können, die blinde und seheingeschränkte Fahrgäste in ihrer selbstbestimmten Mobilität unterstützt“, so Saarbahn-Chef Peter Edlinger.
«Intros» nennt sich die Anwendung, die dem Fahrgast via App auf dem Smartphone zahlreiche Funktionen bietet: Die App meldet dem Fahrgast durch Vibrationsfunktion an der Haltestelle befindliche oder einfahrende Fahrzeuge. Liniennummer und Zielhaltestelle lassen sich am Smartphone ansagen. Zur Erleichterung des Einstiegs kann der Fahrgast über die App seinen Einsteigewunsch für ein bestimmtes Fahrzeug senden und beim Fahrer Türöffnung und erhöhte Aufmerksamkeit anstoßen. Dank eines akustischen Signals wird der Nutzer dann zum gewünschten Fahrzeug an die vom Fahrer geöffnete Tür geleitet. Während der Fahrt kann sich der Fahrgast vergewissern, in welchem Fahrzeug er sich befindet und welches die nächsten Haltestellen sind. Möchte der Fahrgast aussteigen, kann er seinen Haltewunsch an den Fahrer übermitteln. Dies seien Funktionen, von denen neben Blinden und Seheingeschränkten auch weitere Nutzergruppen profitieren könnten, betont Edlinger. „Wir werden einen mehrstufigen Testbetrieb mit Nutzern durchführen. Wir prüfen, ob die Anwendung bei uns erfolgreich flächendeckend eingesetzt werden kann.“
Torsten Burgardt, Bereichsleiter Infrastruktur der Saarbahn erklärt: „Voraussetzung für diese Funktionen ist, dass das Linienfahrzeug mit der App interagiert.“ Fahrzeugseitig wird als Empfangsgerät ein Fahrzeugmodul mit dem Fahrzeugsystem verbunden. Die Informationen würden über den Bordrechner vom vorhandenen Leit- und Informationssystem bezogen. „Zunächst werden wir in einer vierwöchigen Testphase ein entsprechend ausgerüstetes Fahrzeug im Live-Betrieb einsetzen, um Erfahrungen im Zusammenspiel mit der Fahrgast-App unter realen Bedingungen zu sammeln. Im Anschluss werden wir vier weitere Fahrzeuge umrüsten, um die Komponenten für drei Monate im regulären Fahrbetrieb im engen Austausch mit ausgewählten Nutzern intensiv zu testen. Nach Auswertung der Ergebnisse soll dann die Entscheidung fallen, ob die Technik in unserer Fahrzeugflotte flächendeckend eingesetzt wird“, so Burgardt weiter.
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