Soziales Bierprojekt Amsterdam – Ein außergewöhnliches Sozialprojekt der niederländischen Organisation De Regenboog Groep sorgte ab dem Jahr 2013 international für Schlagzeilen: Obdachlose, viele von ihnen alkoholabhängig, reinigten im Rahmen des sogenannten „Bierprojekts“ Straßen und Parks der Stadt – und wurden dafür auf unkonventionelle Weise entlohnt.
Für ihren Einsatz erhielten die Teilnehmenden ein warmes Mittagessen, ein Päckchen Tabak, fünf Dosen Bier – über den Tag verteilt – sowie zehn Euro Bargeld. Ziel des Projekts war es keineswegs, Alkoholkonsum zu fördern. Vielmehr sollte durch eine kontrollierte Vergabe von Bier der Konsum geregelt, der Tagesablauf strukturiert und ein erster Schritt in ein stabileres Leben ermöglicht werden.
„Wir holen die Menschen dort ab, wo sie stehen“, erklärte die Organisation damals. Der pragmatische Ansatz wurde vielerorts kontrovers diskutiert – von innovativem Sozialansatz bis hin zu fragwürdiger Maßnahme reichten die Reaktionen.
Das Projekt startete im Stadtteil Amsterdam-Oost im Jahr 2013 und wurde über mehrere Jahre hinweg umgesetzt. Zwar gibt es kein offiziell dokumentiertes Enddatum, doch Hinweise deuten darauf hin, dass das Bierprojekt zwischen 2016 und 2018 auslief, da es heute nicht mehr unter den aktiven Programmen der Organisation geführt wird.
Heute setzt De Regenboog Groep auf andere Integrationsmodelle – weg von Naturalien wie Bier, hin zu nachhaltiger Beschäftigung, Wohnhilfen und individueller Betreuung für Menschen in schwierigen Lebenslagen.
Das „Bierprojekt“ bleibt dennoch ein bemerkenswertes Beispiel dafür, wie unkonventionelle Wege in der Sozialarbeit öffentliche Aufmerksamkeit erregen – und wie wichtig flexible Konzepte bei der Unterstützung vulnerabler Gruppen sind.
Obdachlosenhilfe auch in Deutschland mit kreativen Ansätzen
Auch in Deutschland gibt es zahlreiche Projekte, die sich der Unterstützung obdachloser Menschen widmen – mit teils ebenso innovativen wie nachhaltigen Ansätzen. Ein bekanntes Beispiel ist das Hamburger Straßenmagazin Hinz&Kunzt. Hier verkaufen obdachlose und ehemals obdachlose Menschen das Magazin auf der Straße und erhalten so eine Möglichkeit zur eigenständigen Erwerbstätigkeit, zur Rückkehr in geregelte Strukturen und zur sozialen Teilhabe.
Hinz&Kunzt steht beispielhaft für ein würdiges Hilfsmodell, das nicht nur auf kurzfristige Versorgung setzt, sondern auf langfristige Perspektiven. Während das Amsterdamer Bierprojekt für kontroverse Diskussionen sorgte, zeigt das Hamburger Modell, wie respektvolle Teilhabe am gesellschaftlichen Leben durch einfache, aber wirkungsvolle Maßnahmen gelingen kann.
Es bleibt zu hoffen, dass auch in Zukunft neue Wege beschritten werden, um wohnungslosen Menschen in Europa mehr Chancen, Würde und gesellschaftliche Anerkennung zu ermöglichen (hk).