Mütter lernen, während Kinder in Kita oder Schule sind.
Wertheim (BW) – Die Sprache ist der Schlüssel zur Integration in die Gesellschaft. Gerade für die Gruppe der Frauen mit kleinen Kindern stellt sich das oft als schwierig dar. Darum hat die Stadt Wertheim als Träger des Familienzentrums Wartberg-Reinhardshof in Zusammenarbeit mit Betreuungs- und Bildungseinrichtungen erstmals einen mehrmonatigen Sprachkurs für geflüchtete Frauen mit einer Betreuung ihrer Kinder organisiert.
„Die Kinderbetreuung ist bei Sprachkursen oft ein Problem“, erklärt Christoph Schröder, Integrationsmanager der Stadt Wertheim. Zielgruppe dieses Kurses seien deshalb Frauen mit Kindern, die bereits in eine Kita oder Schule gehen. Seit Ende Februar lernen die bis zu 21 Teilnehmerinnen die deutsche Sprache im Kirchenzentrum Wartberg.
„Inzwischen hat sich ein harter Kern aus circa 15 Frauen herausgebildet“, erläutert Schröder und freut sich über deren „hohe Motivation“. Während ihre Sprösslinge spielen und lernen, pauken die Mütter jeden Mittwoch und Donnerstag von 9 bis 12.30 Uhr, um mindestens das Kursniveau A1 zu erreichen – also sich auf einfache Art über konkrete Bedürfnisse verständigen zu können, wie zum Beispiel die eigene Person vorstellen oder zu den Themen Essen und Trinken, Einkaufen und Wohnen. „Einige Teilnehmerinnen haben sicherlich schon A1“, erklärt der Integrationsmanager. Das sprachliche Niveau sei bei vielen Frauen zudem deutlich höher als ihre schriftsprachlichen Fertigkeiten. „Wir hoffen deshalb auf einen höheren Ausgang am Ende.“
Ihre Lehrerin ist Christine Coca, die die Aufgabe ehrenamtlich ausübt. Die junge Frau studiert eigentlich an der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg Deutsch und Sozialkunde auf Lehramt für Gymnasien. Als eine der ersten Studentinnen nimmt die gebürtige Rumänin außerdem am Zusatzstudium „Deutsch als Zweitsprache“ teil. Praktische Erfahrung hat Christine Coca bereits in der Erwachsenenbildung bei einem Würzburger Bildungsträger gesammelt.
21 Frauen aus acht Nationen
Acht verschiedene Nationen kommen in der Klasse zusammen: So gibt es Frauen aus dem EU-Ausland, wie Rumänien, sowie mit den Ländern Russland, Ukraine, Moldawien und Kasachstan aus dem im weitesten Sinne europäischen Ausland kommen. Irak, Pakistan und Nigeria vervollständigen die Liste. „Es sind Frauen aus allen Herkunftsländern und mit jedem erdenklichen Aufenthaltsstatus willkommen“, betont Integrationsmanager Christoph Schröder.
Der Kurs wird mit Mitteln der Landesregierung aus dem Programm „Gemeinsam in Vielfalt III“ komplett gefördert. Ziel des Förderprogramms sei es, den Zusammenhalt vor Ort und das gesellschaftliche Engagement zu stärken, so Schröder. Was fehlende technische Ausstattung wie zum Beispiel ein Beamer betrifft, habe der Verein „Willkommen in Wertheim“ ausgeholfen, freut sich der Integrationsmanager über das Engagement.
„Der bürokratische Aufwand ist generell relativ gering“, so Schröder. Er macht außerdem darauf aufmerksam, dass die im Sprachkurs verwendeten Lehrbücher die gleichen seien wie in den „offiziellen“ Integrationskursen der VHS Wertheim. Das mache es für die Frauen einfach, in einen Kurs mit höherem Sprachniveau zu wechseln.
„Wir ernten viel Lob für den Kurs“, zieht Christoph Schröder als frühes Zwischenfazit. Auch nach Ende des Kurses im September soll es deshalb weitergehen. Dann läuft zwar das „Gemeinsam in Vielfalt“-Förderprogramm aus. An Mitteln und Wegen, das Angebot trotzdem fortzuführen, wird deshalb jetzt schon gearbeitet. Denn: „Der der Bedarf ist da“, betont Schröder. Das signalisierten ihm die Verantwortlichen in den Kindertagesstätten und im Familienzentrum.
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