Der Berliner Star-Friseur Wolfgang Zimmer, bekannt für seine prominente Kundschaft und mehrfach ausgezeichnete Arbeit, hat die Schließung seines Salons in Berlin-Mitte angekündigt. Doch hinter der Aufgabe seines gut laufenden Geschäfts verbirgt sich mehr als nur eine persönliche Entscheidung. Sie ist ein erschütterndes Symptom der tiefgreifenden Probleme, mit denen kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland zunehmend zu kämpfen haben.
Ein Leben für den Erfolg, ein Ende durch die Hürden
Zimmer war nicht nur ein Friseur, sondern eine Institution. Zu seinen Kunden zählten Prominente wie Sharon Stone, Claudia Schiffer, Eva Padberg und Linda Evangelista. Er gewann den renommierten „Friseur-Oscar“ von L’Oréal und betrieb seinen Salon in einem stilvollen Loft über den Rosenhöfen am Hackeschen Markt – eine Adresse, die für Exklusivität stand. Doch trotz seines Erfolgs und eines stetig wachsenden Kundenstamms hat sich Zimmer entschlossen, das Kapitel zu beenden.
Die Gründe, die er in einem offenen Interview nennt, zeichnen ein bedrückendes Bild der aktuellen Lage für Unternehmer in Deutschland. „Wir werden heute über bürokratische Hürden gejagt und müssen uns an Datenschutzverordnungen, geänderten Gesetzgebungen, Feuerschutz, Gesundheitsschutzmaßnahmen, Berufsgenossenschaft, Innung, Handwerkskammer abarbeiten“, erklärt Zimmer.
Kostenlawine und steigende Mieten
Ein weiterer Faktor: Die Betriebskosten sind explodiert. Energiekosten, Sozialabgaben und eine drastisch steigende Miete machten selbst einen florierenden Salon wie den seinen wirtschaftlich unattraktiv. Zimmer fühlt sich von der Politik im Stich gelassen. „Die aktuelle Lage sieht so aus, dass immer mehr kleine und mittelständische Unternehmen aufgeben. Die verheerende politische und wirtschaftliche Entwicklung hat gerade die engagierten und erfolgreichen Mittelständler schwer getroffen.“
Besonders brisant: Zimmers Salon steht vor einer drastischen Mieterhöhung, die seine ohnehin steigenden Fixkosten weiter in die Höhe treiben würde. Ein Szenario, das viele Unternehmen in Berlin-Mitte kennen. Doch Zimmer kritisiert nicht nur die wirtschaftliche Belastung, sondern auch die wachsende Regulierungswut.
Dramatisch: In einem Land, in dem der Bundeswirtschaftsminister scheinbar nicht weiß, was eine Insolvenz ist, geben immer mehr Unternehmen auf.
Der Mittelstand am Scheideweg
Zimmers Schicksal ist kein Einzelfall. Immer mehr kleine und mittelständische Unternehmen, das sogenannte Rückgrat der deutschen Wirtschaft, sehen sich gezwungen, aufzugeben. Überbordende Regularien und eine Politik, die zunehmend die Bedürfnisse der Großindustrie bevorzugt, während der Mittelstand auf der Strecke bleibt, treiben viele in die Resignation. Laut aktuellen Statistiken haben sich die Insolvenzzahlen im Mittelstand in den letzten Jahren deutlich erhöht.
Insolvenzzahlen im Mittelstand im Überblick
Laut dem Institut für Mittelstandsforschung Bonn (IfM) meldeten im Jahr 2023 in Deutschland 17.814 Unternehmen Insolvenz an, was einem Anstieg von 22,1 % gegenüber 2022 entspricht (IFM Bonn). Dieser Trend setzt sich 2024 fort: Im Oktober stieg die Zahl der Regelinsolvenzen um 22,9 % im Vergleich zum Vorjahresmonat (Reuters).
Besonders betroffen sind Branchen wie Verkehr, Gastgewerbe, sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen und Baugewerbe. Experten sehen in dieser Entwicklung ein bedenkliches Signal für die wirtschaftliche Stabilität des Mittelstands in Deutschland.
Ein mahnendes Signal
Die Schließung von Wolfgang Zimmers Salon sollte als Weckruf verstanden werden. Wenn selbst ein äußerst erfolgreicher Unternehmer wie er, dessen Name für Exzellenz und Engagement steht, das Handtuch wirft, zeigt das, wie bedrohlich die Lage ist.
Für Zimmer endet eine beeindruckende Karriere, doch die Frage bleibt: Wie viele Unternehmer müssen noch kapitulieren, bis die Politik erkennt, dass sie das Fundament der deutschen Wirtschaft zerstört? (hk)