Hamburg/Stuer, 04. Oktober 2024 – Die Mitarbeiter:innen des BÄRENWALD Müritz mussten Abschied von Braunbär Balou nehmen, der im Alter von 22 Jahren verstorben ist. Balou lebte seit 2012 in dem Bärenschutzzentrum der internationalen Tierschutzstiftung VIER PFOTEN.
Balou erhielt auf Grund seiner bereits vor einigen Jahren diagnostizierten Gelenkveränderungen eine Langzeitbehandlung. „Vor allem beide Hüft- und Kniegelenke zeigten starke Veränderungen durch eine voranschreitende Arthrose“, erklärte Dr. Frank Göritz, Leitender Tierarzt des Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin. Zuletzt hatte sich Balous Zustand weiter verschlechtert, so dass der Bär trotz intensiver Schmerztherapie zunehmend und offensichtlich Beschwerden beim Umherstreifen in seinem Gehege hatte. Die Röntgen-Untersuchungen vor Ort im BÄRENWALD Müritz und die anschließende CT-Untersuchung im IZW hatten den Befund bestätigt: „Ein schmerzfreies Leben war für Balou leider nicht mehr möglich“, so Dr. Göritz. Auf Empfehlung der Tierärzte vom IZW und in Absprache mit VIER PFOTEN wurde entschieden, Balous Leiden nicht zu verlängern.
„Es war ein schmerzhafter Abschied, denn Balou war ein besonderer Bär, der seit zwölf Jahren bei uns lebte. Er war ein echter Charakter-Bär. Und auf Grund seiner besonderen Statur und seiner Größe kannten und liebten ihn viele Besucher. Für uns alle ist es ein Trost zu wissen, dass wir Balou über viele Jahre hinweg ein gutes und bärengerechtes Leben ermöglichen konnten“, sagt Petra Konermann, Pressesprecherin im BÄRENWALD Müritz.
Balou kam 2012 gemeinsam mit seinem Vater Siggi in das Schutzzentrum von VIER PFOTEN. Beide Bären mussten vor ihrer Rettung im Wildpark Hellenthal (Nordrhein-Westfalen) zehn Jahre lang ihr Leben in einem viel zu kleinen Betongehege fristen. Nach seiner Ankunft im BÄRENWALD Müritz wagte sich der 2,30 Meter große Balou zunächst nicht aus seiner Transportbox, lebte sich dann aber sehr schnell ein. War Balou anfangs noch so verunsichert, dass er seinem Vater Siggi stets folgte, erkundete er mehr und mehr selbständig sein großes Waldgehege. Und nur zu gerne testete er seine Bärenkräfte an den Bäumen in seinem Gehege aus. Nach dem Tod seines Vaters Siggi im Jahr 2017 zeigte sich Balou zunächst nervös, gewöhnte sich aber dann an die neue Situation. Die regelmäßigen veterinärmedizinischen Untersuchungen in den vergangenen Jahren wurden immer wieder genutzt, um seinen beeinträchtigten Bewegungsapparat zu überwachen.
Im BÄRENWALD Müritz wird an Balou erinnert: Er bekommt einen eigenen Gedenkstein unter einer rund 200 Jahre alten Hainbuche im Park – so wie alle anderen Bären, die von VIER PFOTEN gerettet wurden und die ihr Leben im BÄRENWALD Müritz genießen konnten.
BÄRENWALD Müritz
Mitten in der Natur im Herzen der Mecklenburgischen Seenplatte liegt seit dem Jahr 2006 Westeuropas größtes Bärenschutzzentrum – der BÄRENWALD Müritz, ein Tierschutzprojekt von VIER PFOTEN. Derzeit leben im BÄRENWALD Müritz zehn Braunbären, die von VIER PFOTEN aus katastrophalen Haltungsbedingungen gerettet wurden. Auf dem 16 Hektar großen Gelände in einem naturbelassenen Wald finden sie hier einen Lebensraum, der ihren natürlichen Bedürfnissen entspricht, können ihr natürliches Verhalten wiederentdecken und einfach Bär sein. Die Tiere können sich jederzeit zurückzuziehen und nach Belieben Parkbesucher:innen und Artgenossen aus dem Weg gehen. Viele der Bären haben erst hier zu ihrem natürlichen Verhalten zurückgefunden und sind nach ihrer Ankunft im BÄRENWALD zum ersten Mal in Winterruhe gegangen. Der BÄRENWALD Müritz dient in erster Linie dem Schutz der Bären, leistet aber zusätzlich einen wichtigen Beitrag zur Aufklärungs- und Bildungsarbeit, die sich VIER PFOTEN zum Ziel gesetzt hat.
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Bild & Text: VIER PFOTEN