Trier – (em) Die Rotbuche (Fagus sylvatica) ist der Baum des Jahres 2022. Die Dr. Silvius-Wodarz-Stiftung hat dieser Baumart bereits zum zweiten Mal nach 1990 diesen Titel verliehen. Sie kann über 300 Jahre alt werden, erreicht in Städten Größen von bis zu 30 Metern und kann mächtige Stämme bilden: Die Rotbuche ist Deutschlands häufigster Laubbaum und ist auch eine sehr häufige Art in den Mischwäldern der Region. Unter den rund 89.000 Stadtbäumen in Trier ist sie aber eher selten. Von den rund 40.000 im städtischen Baumkataster erfassten Stadtbäumen sind lediglich 384 Buchen. „Die Buche ist ein Forstbaum und steht nicht gerne alleine“, erklärt Baumexperte Christian Thesen, im Amt StadtRaum für Triers Stadtbäume zuständig, und ergänzt: „Stehen Buchen alleine, dann bekommen sie einen regelrechten Sonnenbrand“.
Außerdem habe sie es gerne etwas kühler und feuchter und vertragen keine Bodenverdichtung oder Aufschüttung von Boden im Wurzelbereich: „Es ist sehr wichtig, dass das bei Baumaßnahmen beachtet wird.“ Wegen dieser Faktoren sei die Buche eigentlich überhaupt kein geeigneter Stadtbaum. In den letzten Jahren habe auch die Trockenheit der Buche das Leben schwer gemacht, ebenso die so genannte Buchenkomplexkrankheit. „Die Buche ist eine der Baumarten, um die wir uns große Sorgen machen, weil ihre große Schwäche die Anfälligkeit gegen Hitze und Trockenheit ist“, sagt Thesen. Um jede einzelne Buche bemühe man sich trotzdem und pflege sie, denn die wenigen Exemplare seien ökologisch sehr wertvoll, weil sie sehr vielen unterschiedlichen Tieren und Pflanzen Lebensräume böten und auch optisch „einfach wunderschön sind“. Außerdem habe die Buche einen hohen Bekanntheitsgrad. Thesen: „Jeder kennt und erkennt sie.“
Auch für das Klima sind die wenigen Trierer Stadtbuchen wertvoll: „Es sind meist alte Riesen mit einer großen Blattmasse, jede alte Buche ist durch die Verdunstung eine natürliche Klimaanlage“, weiß Thesen. Buchen gehören auch mit zu den ältesten Stadtbäumen. Mit 215 Jahren ist ein 1806 gepflanztes Exemplar in der Kaiserstraße der Methusalem unter den Stadtbuchen. Dabei handelt es sich um eine so genannte Blut- oder Purpurbuche. „Blutbuchen sind eine besondere Mutationsform der Rotbuche, gehören aber zur gleichen Art Fagus sylvatica. Sie trägt diesen Namen wegen ihrer rot gefärbten Blätter“, erklärt Thesen.
Bei der normalen Rotbuche beziehe sich das „Rot“ dagegen auf die oft leicht rötliche Färbung des Holzes. Etwas jünger ist eine normale Buche, die seit 1840 an der Härenwies steht. Die nächstältesten Buchen, die alle Blutbuchen sind, wurden 1846 gepflanzt. Ein recht bekanntes Exemplar gibt es im Caspary-Park in der Heiligkreuzer Reckingstraße, drei Buchen aus diesem Jahr stehen am Irrbach in Trier-West. „Das sind die Buchen, zu denen wir Unterlagen haben. Fehlen historische Aufzeichnungen, können wir das Alter nur von außen schätzen.“ So sei nicht ganz klar, wann die Buche am früheren Martinskloster am Martinsufer gepflanzt worden sei. Die Schätzungen reichten von 181 0bis 1850. Auch die mächtige Buche im Rautenstrauch-Park sei möglicherweise älter als das angegebene Pflanzjahr 1856. „Letztlich ist das genaue Alter aber gar nicht so wichtig“, weiß Thesen, „es sind alles majestätische und wertvolle Exemplare“.
Die dicksten Buchen im Stadtgebiet:
- Rotbuche (Fagus sylvatica), Härenwies: Stammumfang 4,90 Meter, Kronendurchmesser 18 Meter.
- Rotbuche (Fagus sylvatica), Rautenstrauchpark. Stammumfang 4,82 Meter, Kronendurchmesser 22 Meter.
- Blutbuche (Fagus sylvatica „Atropunicea“), Martinsufer: Stammumfang 4,57 Meter, Kronendurchmesser 22 Meter.
- Rotbuche (Fagus sylvatica), Südallee: Stammumfang 4,43 Meter, Kronendurchmesser 20 Meter.
- Blutbuche (Fagus sylvatica „Purpurea“), Caspary-Park in der Reckingstraße: Stammumfang 3,90 Meter, Kronendurchmesser 24 Meter.
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Presseamt Trier