Urteil gegen Jürgen Höller: Am 8. April 2003 sorgt ein Urteil des Landgerichts Würzburg für Schlagzeilen in ganz Deutschland: Der bekannte Motivationstrainer Jürgen Höller wird wegen Untreue, Bankrott und falscher eidesstattlicher Versicherung zu drei Jahren Haft verurteilt. Der Fall erschüttert nicht nur seine Fans, sondern wirft auch ein kritisches Licht auf die Erfolgsindustrie der Motivationstrainer.
Der tiefe Fall eines Erfolgspredigers
In den 1990er-Jahren war Jürgen Höller einer der schillerndsten Stars der deutschen Weiterbildungsbranche. Seine Bücher, CDs und Seminare mit Titeln wie „Sprenge Deine Grenzen“ oder „Sag ja zum Erfolg!“ waren Verkaufsschlager. Zehntausende strömten in seine Veranstaltungen, bei denen er sie mit energiegeladenen Auftritten zu beruflichem und persönlichem Erfolg motivierte.
Doch im Jahr 2002 musste Höller Insolvenz anmelden. In der Folge wurde bekannt, dass er aus dem Vermögen seiner Firma etwa 900.000 Euro für private Zwecke verwendet hatte – unter anderem für ein Boot, ein Motorrad und ein Grundstück. Zudem verschwieg er bei einer eidesstattlichen Versicherung mehrere hunderttausend Euro auf einem Schweizer Konto. Am 8. April 2003 wurde er schließlich zu drei Jahren Haft verurteilt. Die Richterin sprach von einem „besonders schweren Fall“ und betonte: „Sie sind von sehr weit oben sehr tief gefallen.“
Das Comeback von Jürgen Höller: Vom Häftling zurück ins Rampenlicht
Was viele überraschte: Bereits 13 Monate später, im Mai 2004, wurde Höller vorzeitig entlassen – und er setzte alles daran, zurückzukehren. 2013 gründete er die Jürgen Höller Academy, mit der er innerhalb weniger Jahre an seine alten Erfolge anknüpfte. Heute gilt er wieder als einer der bekanntesten Motivationstrainer Europas.
Wie gelang das Comeback?
Höllers Rückkehr gelang durch eine Mischung aus Selbstvermarktung, Disziplin und Anpassung an den digitalen Wandel. Einige Schlüsselfaktoren:
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Offensive Kommunikation seiner Vergangenheit: Statt seine Verurteilung zu verschweigen, machte Höller sie zum Teil seiner Geschichte. In Interviews sprach er offen über seinen Absturz und betonte, was er daraus gelernt habe.
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Neupositionierung als „authentischerer“ Trainer: Nach dem Motto „Ich bin gefallen und wieder aufgestanden“ stellte Höller sich als jemand dar, der echte Krisen durchlebt hat – und damit glaubwürdiger helfen kann.
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Professionelles Marketing: Mit einem starken Team im Rücken, hoher Medienpräsenz, bezahlten Werbekampagnen und auffälligen Veranstaltungen gelang es ihm, sich neu zu inszenieren.
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Angebotsvielfalt & Digitalisierung: Neben Präsenzseminaren wie den „Power-Days“ bietet Höller heute auch Online-Kurse und Coachings an. So erreicht er ein breiteres Publikum – auch international.
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Netzwerkpflege & Kooperationen: Er arbeitet mit prominenten Persönlichkeiten, Unternehmern und Sportlern zusammen, was ihm zusätzliche Reichweite verschafft.

Aktuelle Aktivitäten
Auch 2025 ist Höller wieder sehr aktiv:
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Power-Days 2025: Großveranstaltung in der Olympiahalle München am 29. und 30. November – mit dem Versprechen, das „volle Potenzial“ der Teilnehmer freizusetzen.
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Umsatz-Explosion (Mai 2025) und Sales Boot Camp (September 2025): Seminare mit Fokus auf Verkauf und Marketing.
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Management + Führung (Oktober 2025): Veranstaltung zur systematischen Unternehmensführung.
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Online-Kurse wie „LIFING“ und „POWER DAYS Online“ runden das Angebot ab.
Er ist zudem auf allen gängigen Social-Media-Plattformen präsent und betreibt einen eigenen Podcast.
Fazit

Jürgen Höllers Geschichte ist ein Paradebeispiel für den sprichwörtlichen „zweiten Auftritt“. Der frühere Vorzeige-Motivator, der tief fiel, hat sich erneut an die Spitze gearbeitet – diesmal mit der Lektion im Gepäck, dass echter Erfolg auch durch Krisen führt. Sein Fall bleibt jedoch Mahnung und Vorbild zugleich: Erfolg ist vergänglich, aber mit Disziplin, Strategie und Mut zur Ehrlichkeit kann man sogar aus einem Justizskandal ein neues Fundament bauen (hk).