Stadt Wien setzt Bundes-Erlass auf Landesebene als Verordnung um; bis 3. April Einschränkungen von Veranstaltungen gemäß Epidemie-Gesetz.
Wien / Österreich – Die Stadt Wien setzt die Gesundheits-Bestimmungen des Bundes zur Eindämmung des Corona-Virus mit sofortiger Wirkung um. Wiens Bürgermeister Michael Ludwig, Vizebürgermeisterin Birgit Hebein und Gesundheitsstadtrat Peter Hacker haben heute, Mittwoch, zu den jetzt getroffenen Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Corona-Virus (Covid-19) berichtet.
Bis 3. April diesen Jahres gilt eine Einschränkung für Veranstaltungen. Ziel der Maßnahme ist es, das „Zusammenströmen größerer Menschenmengen“ (gemäß dem Epidemiegesetz) zu verhindern. Das bedeutet konkret: Feiern, Versammlungen oder Zusammentreffen jeder Art sind dann untersagt, wenn dabei im Freien mehr als 500 Personen, und in geschlossenen Räumen mehr als 100 Personen zusammentreffen.
Dies gilt etwa für Museen, Theater und Sehenswürdigkeiten. Für sie gilt die Einschränkung von maximal 100 Personen. Dabei spielt die Größe des Raumes und die Fassungs-Kapazität keine Rolle; es gilt die Anzahl der jeweils anwesenden Personen.
Explizit von den Einschränkungen ausgenommen sind Supermärkte, Einkaufszentren und Nahversorger: Sie gelten als notwendig zur Abdeckung des täglichen Bedarfs. Weiter offen bleiben auch Gesundheits- und Sozialeinrichtungen, zum Beispiel Jugendzentren. Auch bei den Öffis gibt es keine Einschränkungen.
Schulen und Kindergärten sind bis auf Weiteres nicht von den Einschränkungen betroffen.
Bürgermeister Ludwig appelliert an das Miteinander in der Stadt: „Sozialen Zusammenhalt stärken, auf die Mitmenschen schauen“
Bürgermeister Michael Ludwig appellierte an das Miteinander in der Stadt. Er forderte die Wienerinnen und Wiener auf, die „Zwischenmenschlichkeit“ in den Vordergrund zu stellen: „Gerade in fordernden Situationen wie jetzt, gilt es den sozialen Zusammenhalt in der Stadt zu stärken. Es liegt in der Natur der Wienerinnen und Wiener, sich um ihre Mitmenschen zu kümmern.“
Wien sei auf die aktuelle Situation gut vorbereitet, in der Stadt koordinieren und veranlassen der medizinische Krisenstab sowie der Einsatzstab der Berufsrettung alle Maßnahmen gegen die Ausbreitung von Covid-19, betonte der Bürgermeister.
Die Verordnung gilt zunächst für die kommenden zwei Wochen. Jedenfalls werde es Maßnahmen brauchen, „damit die Wirtschaft nicht am Boden liegt“, so Ludwig. Er zeigte Verständnis für die wirtschaftlichen Sorgen von Kunstschaffenden und Klein-Betrieben, die von den Einschränkungen betroffen sind. Deshalb werde Bürgermeister Ludwig einen Gipfel der Sozialpartner einberufen, der „Lösungen für die betroffenen Unternehmen, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer findet“.
Darüber hinaus stellt Wien per sofort eine „Corona-Million“ aus dem medizinisch-wissenschaftlichen Fonds zur Verfügung. Die Wiener Wissenschafts-Community solle damit einen Impuls zur Erforschung des Virus und seiner Bekämpfung erhalten.
„Die Absage von Veranstaltungen betrifft jeden und jede“, sagte Vizebürgermeisterin Hebein. Die Umstellung des Alltags sei eine Herausforderung – sie diene jedoch dem Schutz der Risikogruppen wie Älteren oder Kranken. „Soziale Kontakte zu reduzieren, heißt das Ansteckungsrisiko zu minimieren“, so Hebein.
Gesundheitsstadtrat Hacker zu aktuellen Zahlen
Gesundheitsstadtrat Peter Hacker zog eine Zwischenbilanz zu den Corona-Erkrankungen in der Stadt: Rund 40 Personen sind derzeit bestätigt am Corona-Virus erkrankt. 12 davon werden in Spitälern behandelt, vier davon brauchen intensive Pflege. Die restlichen bestätigten Fälle befinden sich mit mildem Krankheitsverlauf in sogenannter „Heimabsonderung“. Insgesamt seien derzeit rund 400 Personen zuhause in Quarantäne – diese warten noch auf ihre Testergebnisse oder gelten als „Kontaktpersonen“. „Im Verhältnis zu anderen Regionen, und gemessen an der Bevölkerungszahl Wiens, ist das eine sehr geringe Zahl“, betonte Stadtrat Hacker.
Die Maßnahmen, die Wien in Abstimmung mit dem Bund jetzt trifft, sollen dazu dienen, die Verbreitung des Virus zu verhindern und die Spitäler vor Überlastung zu schützen. Derzeit gebe es täglich bis zu 5.000 Anrufe bei der Gesundheitshotline 1450 – „eine super Performance für eine Hotline“, so Hacker. Derzeit komme es wegen der hohen Auslastung der Nummer zu längeren Wartezeiten: „Dafür möchte ich mich entschuldigen. Wir stocken laufend Personal auf, es ist aber schwierig mitzuhalten, wenn es täglich um 20 Prozent mehr Anrufe gibt“, so Hacker. Er forderte dazu auf, die Gesundheitsnummer 1450 nur dann anzurufen, wenn man sich krank fühle.
Derzeit keine Auswirkungen auf Kindergärten und Schulen
Derzeit sehe die Verordnung der Stadt nicht vor, Kindergärten und Schulen zu schließen. Kinder müssten versorgt werden – oft käme dabei die Risiko-Gruppe der Großeltern zum Zug; außerdem würden Eltern mit Versorgungsverpflichtungen im Beruf ausfallen. Prinzipiell trage Wien aber die vom Bund beschlossenen Maßnahmen „vollumfänglich“ mit, betonte Hacker: „Für die getroffenen Maßnahmen gibt es keinen richtigen Zeitpunkt. Unser gemeinsames Ziel ist es, eine weitere Verbreitung zu verhindern oder einen Anstieg der Erkrankungen so lange wie möglich zu verzögern.“
Hacker lobte die Kooperation der Wienerinnen und Wiener bei der bisherigen Einhaltung der Maßnahmen gegen das Virus. Gleichzeitig betonte er, dass die Stadtverwaltung die Einhaltung der Verordnung – gegebenenfalls mit Unterstützung der Exekutive – durchsetzen werde.
Die Stadtregierung kündigte für die nächsten Tage „klare Richtlinien für die Einschränkungen bei Veranstaltungen“ an. Diese „Spielregeln“ würden jetzt „intensiv diskutiert“ und präzisiert.